Musiker entführen in eine fast vergessene Welt
Kammerakademie der Bonner Beethovenfeste unter Leitung von Helmut Müller-Brühl gastierte zum zweiten Mal in der Kurstadt. Packende Darbietung der drei Solisten
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Es war ein Abend, der ganz dem großen Sohn der Stadt Bonn gewidmet war und ein Abend, der das Publikum in stummes Staunen versetzte: Ein reines Beethoven-Programm war am Sonntag angesagt im gut gefüllten Kurtheater der Kreisstadt.
Zum zweiten Mal nach dem vergangenen Jahr war dort im Rahmen des Internationalen Beethovenfests Bonn 2001 die Kammerakademie der Bonner Beethovenfeste unter Leitung von Helmut Müller-Brühl zu Gast. Mitgebracht hatte sie diesmal gleich drei hervorragende Solisten. Und für den Vortrag ausgesucht waren eher seltener gehörte Werke des Komponisten, der in jungen Jahren auch häufiger an der Ahr verweilte.
Zunächst machte das Orchester aufmerksam auf Werke, die der Schöpfer von berühmten Symphonien und Kammermusikstücken für das Ballett schuf. "Die Geschöpfe des Prometheus" zählte zu Ludwig van Beethovens Lebzeiten zu seinen erfolgreichsten Kompositionen und wer der Ouvertüre und den ausgewählten Stük-ken aus der Ballettmusik bei diesem Konzert folgte, vermochte wohl zu verstehen warum.
Der Titanensohn Prometheus, der einer griechischen Sage gemäß von Zeus das Feuer raubte, um es den Menschen zu bringen, entflammte auch in den gut 350 Zuhörern viele Sympathien für die schnörkellosen Interpretationen der Musiker. Entschlossen führten die Streicher den Bogen. Für Spannung sorgten beschwörerische Trommelwirbel. Und auch eine wohlgesetzte Akzentuierung und Instrumentierung entführte in eine fast vergessene musikalische Welt Beethovens. Das zarte Gesangsthema, eine leicht-fließende Linie, aber ebenso das beherzte und beinahe ausgelassene Spiel von Flöten und Streichern erfüllten den Saal.
Eine Steigerung war jedoch noch möglich, als die Solisten das Podium betraten: Violinist Daniel Hope, Pianist Paul Gulda und insbesondere Cellist Alban Gerhardt legten auf ihren Instrumenten ein schier unglaubliches Tempo vor. Gemeinsam mit dem Orchester realisierten sie Beethovens Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester in C-Dur, das "Tripelkonzert". Ihre leidenschaftlichen Interpretationen packten die mit angehaltenem Atem lauschenden Zuhörer.
Schier ungestüm aber nicht ungezügelt preschten die Akkorde dahin, im energischen Zusammen- sowie Wechselspiel mit der Kammerakademie. Und die Bravorufe und wiederholten Aufforderungen des Publikums, noch einmal vor den Rängen zu erscheinen, hatten sie sich verdient. Daran anzuschließen war nicht einfach. Doch noch einmal gelang es dem Orchester mit frischem Schwung und gelungener Harmonie die Gästemit einer effektvoll umgesetzten zweiten Symphonie zu fesseln. Deutlich hervortretende Bläser, schmeichelnde Bogenstriche und lebendige Farbigkeit machten erneut Lust auf ein weiteres Gastspiel des Beethovenfests in der Kurstadt im nächsten Jahr.