Premiere von Verdis "Trovatore" in Bonn Musik des Herzens

BONN · Chariklia Mavropoulou singt am Sonntag in der Premiere von Verdis "Trovatore" die Azucena.

 Chariklia Mavropoulou als Azucena in einer Szene aus Verdis "Il Trovatore".

Chariklia Mavropoulou als Azucena in einer Szene aus Verdis "Il Trovatore".

Foto: Lilian Szokody

Es kommt vor, dass Rache nicht die erhoffte befreiende Wirkung hat, sondern sich mit aller Brutalität gegen den Rächer selbst wendet. Verdis Opernfigur Azucena aus der Oper "Il Trovatore" ist so ein tragischer Fall. Ihre Mutter wurde als Hexe verbrannt, nachdem sie angeblich den Sohn des Grafen Aragón mit einem Zauber belegt hatte. Die Tochter nun will nach dem alttestamentarischen Motto Auge um Auge, Zahn um Zahn den Sohn verbrennen. Versehentlich aber wirft sie ihren eigenen Sohn ins Feuer. Und zieht den Nachkommen des Grafen statt des eigenen groß.

Die in Berlin geborene und heute in Wien lebende griechische Mezzosopranistin Chariklia Mavropoulou liebt solche Figuren wie die Azucena, die sie bei der Bonner Premiere am Sonntag singen wird. Ihre Zerrissenheit, ihren Wahnsinn. Sich in die Psyche dieser Figur hineinzufühlen, gelingt der Sängerin mit einer ganz speziellen Strategie. "Ich wähle den Weg über die Metapher: Wenn Azucena ihren eigenen Sohn versehentlich tötet, ist das ein Zeichen dafür, dass sie ihr eigenes Ich ablegt, um dem grausamen Rache-Befehl der Mutter Folge leisten zu können."

Über die Metapher komme man näher an die Figuren heran, findet Chariklia Mavropoulou. Die Mezzosopranistin beschäftigt sich sozusagen mit jeder Faser ihres Seins mit der Bühnenfigur, mit ihrem Schicksal, ihrer Befindlichkeit, ihrer Seele und natürlich mit der Musik. Wobei die menschliche Unmittelbarkeit von Verdis Melodien Chariklia Mavropoulou besonders beeindruckt.

Der von Verdi favorisierte Dreiertakt in den Nummern der Azucena habe auch etwas mit dem menschlichen Herzschlag zu tun, dessen Rhythmus ein Dreiertakt zugrunde liege, sagt sie. "Ich habe mit einem Stetoskop mein Herz abgehört." Für sie hat Verdi eindeutig eine "Musik des Herzens" komponiert. "Kein anderer Komponist konnte das so ausdrücken", sagt die Sängerin, die auch im Wagner-Fach zu Hause ist.

Chariklia Mavropoulou liebt die Oper als Gesamtkunstwerk, wo Musik und Darstellung zusammenfließen. "Man dringt in eine Atmosphäre vor, die sich mit Singen allein nicht ausdrücken lässt." Es gehe in der Oper nicht nur um hohe Töne, sondern wesentlich auch um das Verständnis der Geschichte. "Dafür braucht man keinen Dolmetscher", sagt sie, und fügt hinzu: "Wenn man einen guten Regisseur hat." In Bonn ist das Dietrich Hilsdorf.

Premiere am Sonntag, 25. März, 18 Uhr, Karten gibt es unter anderem in den Bonnticket-Shops in den Zweigstellen des General-Anzeigers und bei bonnticket.de.

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