Kammerkonzert im Beethoven-Haus Mühsame Pilgerfahrt zu Wagner

Bonn · Eine "Wagner Pilgerfahrt" - so der Titel des Konzertes - gab es beim vierten Kammerkonzert des Beethoven Orchesters zu hören. Die Pilgernden: Keine geringere als die Mezzosopranistin Vesselina Kasarova mit einer Stimme als Urgewalt, die den dafür fast schon zu kleinen Kammermusiksaal zu sprengen drohte und ihren Begleiter, den Pianisten Hansjörg Albrecht in Grund und Boden zu singen vermochte.

Der eröffnete die Programmteile mit Solistischem: dem Vorspiel und Liebestod aus Wagners "Tristan und Isolde" und Liszts "La lugubre gondola".

Dabei zeigte sich, dass Pilgern nicht nur ein Vergnügen, sondern zunächst einmal harte Arbeit ist. Das Vorspiel zu "Tristan" hörte sich jedenfalls ganz danach an, so gestelzt und mühevoll quälte sich Albrecht über weite Strecken durch die Partitur. Zuweilen schien er regelrecht an den Noten zu kleben, sobald es virtuoser wurde sein Spiel sehr flattrig und fahrig.

Hinterließ dieser Auftakt einen eher zwiespältigen Eindruck, machte Albrecht bei Liszt Trauerbarkarole in Memoriam Wagner eine deutlich bessere Figur. Sein Spiel wirkte hier ausgereifter, konziser, souveräner. Aber auch hier verließ er den Dunstkreis des Ungefähren nicht, blieb letztendlich unter den pianistischen Möglichkeiten des Stückes. Als Begleiter profilierte er sich dagegen sehr einfühlsam.

Vesselina Kasarova beeindruckte bei Wagners Wesendonck-Liedern zunächst einmal mit ihrer unglaublichen Stimme voller zahlreicher Ausdrucksnuancen und voluminöser Kraft. Ganz warm schien sie mit diesen Liedern aber nicht zu werden. War die dramaturgische Spannung bei "Schmerzen" noch phänomenal spürbar, entwickelte sich der "Traum" zum intonatorischen Albtraum.

In den "Nuits d'Été" von Berlioz beeindruckte sie mit einer enormen dynamischen Spannweite und großen Leichtigkeit, aber auch hier war die Intonation zuweilen heikel. Als Zugabe gab es Händel, was sich in etwa so anhörte, als würde man mit einer edlen Luxuskarosse über einen holprigen Feldweg hoppeln. Da liegen dann doch nicht unbedingt die Stärken dieses zweifelsohne ungeheuer prachtvollen Vehikels.

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