Klassische Philharmonie Bonn Mozarts Nachtmusik unter freiem Himmel

BONN · Ob am Sonntag, 13. Juli, tatsächlich Deutschland und die Niederlande im Finale der Fußballweltmeisterschaft stehen werden, ist noch längst nicht ausgemacht. Sicher aber ist, dass am Samstagabend zuvor, wenn die Verlierer der beiden Halbfinal-Spiele gegeneinander das undankbare Spiel um den dritten Platz austragen, Heribert Beissels Klassische Philharmonie um 20.30 Uhr die Freiluft-Sommersaison im Poppelsdorfer Schloss anpfeift.

 Heribert Beissel und die Klassische Philharmonie bei einer Probe im Poppelsdorfer Schloss.

Heribert Beissel und die Klassische Philharmonie bei einer Probe im Poppelsdorfer Schloss.

Foto: Klassische Philharmonie Bonn

Oder zumindest fast sicher, wie der 81-jährige Maestro bei der Vorstellung der neuen Saison im Restaurant Dacapo anmerkte. Wegen strengerer Sicherheitsvorschriften müsse die Klassische Philharmonie als Veranstalter in diesem Jahr mehr Fluchtwege inklusive eigens zu fertigender Treppen zur Verfügung stellen. Auf eigene Kosten, wie Beissel und Philharmonie-Geschäftsführer Jürgen-Peter Freudenberg betonten.

Zwar sind beide davon überzeugt, dass die Feuerwehr ihre Genehmigung erteilen wird, doch es entstünden hierdurch Mehrkosten, die man über eine Anhebung der Eintrittspreise finanzieren müsse. "Das ist alles sehr teuer", sagte Beissel. Das heißt in Zahlen: Der Eintrittspreis wird um drei Euro auf nun 22 Euro pro regulärer Karte erhöht.

Das Programm der Reihe besteht aus einer ansprechende Mischung aus populären und anspruchsvolleren Werken des Barock und der Klassik. Zur Eröffnung am 12. Juli etwa spielt die ausgezeichnete Konzertmeisterin des Orchesters, Ervis Gega, den Violinsolopart in Vivaldis "Vier Jahreszeiten", denen Beethovens achte Sinfonie folgt. In der Woche darauf, am 19. Juli, erklingt mit Mozarts "Eine kleine Nachtmusik" der Schlosskonzerte-Klassiker schlechthin.

Die Solisten der Schlosskonzerte sind handverlesen. Neben Ervis Gega sind das die junge Oboerin Tasi-Chen Juan (19.7.), die Soloflötistin des Kölner Gürzenich-Orchesters, Alja Velkaverh (26.7.), der Trompeter Markus Czieharz (2.8.) und die Sopranistin Cordula Berner, die wie 2013 wieder ein Programm mit Opernarien gestalten wird (9.8.). Der sommerliche Reigen schließt am 16. August, wenn "unser Ausnahme-Klarinettist", wie Beissel Alexander Hildebrand nennt, Mozarts berühmtes A-Dur-Konzert interpretiert.

Parallel dazu finden an drei Sonntagen ab dem 20. Juli die Serenadenkonzerte in der Bad Godesberger Redoute statt, die vom Chur Cölnischen Kammerorchester gestaltet werden und Musik von Carl Philipp Emanuel Bach bis Edward Elgar bieten.

Die beliebte Reihe "Wiener Klassik", die außer in Bonn noch in zehn weiteren Städten erfolgreich angeboten wird und somit ein echtes kulturelles Aushängeschild der Stadt Bonn ist, beginnt am 17. Oktober. Auch hier kann man Ervis Gega als Solistin erleben: mit Brahms' Violinkonzert, dem Beethovens "Eroica" folgen wird. Natürlich steht auch in dieser sechsteiligen Konzertreihe die Wiener Klassik im Zentrum. Doch gibt es Ausflüge sowohl ins Barock-Zeitalter als auch in romantische Zonen.

Dass die Klassische Philharmonie das große romantische Repertoire durchaus spielen könne, habe man im vergangenen Jahr mit Mahlers Vierter beim Beethovenfest und Bruckners Siebter aus Anlass seines 80. Geburtstages beweisen können, sagte Beissel.

Derzeit wird das Orchester, das leicht rückläufige Abo-Zahlen verzeichnet, mit 40 000 Euro aus der Stadtkasse gefördert. "Wir möchten mehr", sagte Beissel selbstbewusst. Und will dies auch so Kulturdezernent Martin Schumacher vortragen, von dem er sich zu wenig beachtet fühlt. Beissel: "In der Außenwirkung kann man uns nur mit dem Beethoven Orchester vergleichen."

Den Beschluss des Rates zum Festspielhaus sieht Beissel kritisch: "Wir brauchen keine Leuchttürme, wir brauchen eine Basis", lautet sein Kommentar.

Informationen zu den Abonnements unter www.klassische-philharmonie-bonn.de oder unter 0228/654965.

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