Auftritt in Bonn Momo Kodama als Solistin beim Konzert des Bundesjugendorchesters

Bonn · In seiner Komposition "Oiseaux exotiques" für Klavier und Orchester, die er 1956 fertigstellte, hat Olivier Messiaen zum ersten Mal in großem Stil seine Leidenschaft für Musik und Ornithologie miteinander verschmolzen.

 Die Pianistin Momo Kodama

Die Pianistin Momo Kodama

Foto: Marco_Borggreve

So viele Vogelstimmen - es sind um die 40 - hatte man bislang noch nie in einem Werk der klassischen Musik vernommen. Die Pianistin Momo Kodama hat sich während der Beschäftigung mit dem Werk durchaus Mühe gegeben, die einzelnen in die Partitur hineingeschriebenen Stimmen zu identifizieren, was bei den exotischen Vögeln ein wenig schwieriger ist, als etwa bei einer Amsel, deren Gesang Messiaen schon früher in ein kammermusikalisches Werk integriert hatte.

Aber sie findet, dass man gar nicht jeden Vogel benennen können müsse, um das Werk zu verstehen. In dieser Musik gehe es eben auch um die Naturstimmung.

Momo Kodama, die am morgigen Freitag beim Auftakt der aktuellen Tournee des Bundesjugendorchesters im Forum der Bundeskunsthalle in Bonn unter der Leitung des renommierten Dirigenten Lothar Zagrosek als Solistin in "Oiseaux exotiques" zu hören ist, wird man durchaus als Messiaen-Koryphäe bezeichnen können. "Messiaens Musik ist für mich so natürlich wie die Musik von Chopin oder Debussy", sagt sie.

Tatsächlich ist die in Japan geborene Pianistin stark von der französischen Kultur geprägt. "Ich bin ja schon mit einem Jahr nach Europa gekommen", sagt sie. Ihre Kindheit verbrachte sie zunächst in Düsseldorf, bevor sie mit 13 nach Paris ging und ihr Studium am Conservatoire national supérieur de musique begann. Später nahm sie Unterricht bei Murray Perahia und Andras Schiff. Während ihre Schwester Mari Kodama, die mit dem Dirigenten Kent Nagano verheiratet ist, auf das Klavierwerk Beethovens konzentrierte, widmete sie sich dem französischen Repertoire.

Zu Messiaens Musik fand Momo Kodama bereits als Zwölfjährige. Wichtig war für sie die Freundschaft zu der Pianistin und Witwe des Komponisten, Yvonne Loriod. "Eines Tages hat sie mir ein unveröffentlichtes Manuskript ihres Mannes gegeben, das ich uraufführen durfte", erzählt Momo Kodama. Es handelte sich um eine 1933 komponierte Fantasie für Klavier und Violine. Ihre Partnerin bei der Uraufführung 2006 war die Geigerin Isabelle Faust.

Auf die aktuelle Tournee, die das Bundesjugendorchester Orchester bis nach Italien führen wird, freut sie sich nicht nur, weil sie gern mit jungen Musikern zusammenarbeitet, sondern auch wegen des besonderen Stücks: "Messiaen ist einer der Komponisten, die mich ein Leben lang begleiten."

Das Bundesjugendorchester spielt morgen, Freitag, 20 Uhr, im Forum der Bundeskunsthalle außerdem die Sinfonie Nr. 5 von Anton Bruckner. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen

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