Erinnerungen, Träume, Vorfreude: "Star Wars" "Möge die Macht mit dir sein"

Bonn · Die Spannung wächst vor dem Start der neuen "Star Wars"-Episode "Das Erwachen der Macht" am Donnerstag im Kino. Montagnacht feierte Hollywood die größte Filmpremiere aller Zeiten.

Die Geheimhaltungsstufe war so hoch wie nie: Bis auf wenige Trailer und die Präsentation der Hauptrollen ist kaum ein Detail der neuen Episode ans Licht gekommen. Die Geheimhaltung geht so weit, dass sich Print-Journalisten verpflichten müssen, ihre Filmkritik nicht vor Donnerstag erscheinen zu lassen.

Die Spannung war auch vor den vorhergehenden Episoden der 1977 begonnenen Saga von George Lucas riesig. "Star Wars" hat Generationen geprägt. Natürlich auch Redakteure des General-Anzeigers, die hier über ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit dem Weltraumspektakel berichten.

Bernward Klein, Panorama-Redakteur

Die Ewoks waren schwer zu ertragen. Die teddybärähnlichen Bewohner des Waldmondes Endor in Teil sechs der "Star Wars"-Saga waren so hart an der Kitschgrenze, dass selbst im bekennenden Fan Zweifel keimten. Gleichwohl ist die ewige Konfrontation zwischen Gut und Böse schon seit Märchenzeiten und lange vor "Harry Potter" ein probates Erfolgsrezept gewesen.

Das Ganze dann mit schon in den Anfangszeiten opulenten Schauwerten und dem wohl bekanntesten Atemgeräusch der Filmgeschichte aufgepeppt, ergab einen Klassiker von Ausmaßen, die nun endlos erscheinen mögen. Es bedarf keiner seherischen Gaben, um weitere Fortsetzungen des Weltraummärchens zu prophezeien. Womit "Star Wars" - neben allem Kommerz - Großes gelingt: Es verbindet Generationen.

Thomas Kliemann, Feuilleton-Redakteur

Die Macht kam nicht einfach über mich, ich musste mir "Star Wars" buchstäblich erarbeiten. Episode IV, den Start der Saga 1977 - ein Geniestreich und nach wie vor die stärkste Folge -, hatte ich verschlafen. Es gab Wichtigeres. Ende der 90er füllte sich der Weihnachts- und Geburtstags-Wunschzettel meines älteren Sohnes mit "Star Wars"-Bausätzen aus dem Hause Lego. Bald zog auch der jüngere Sohn nach.

Und ich verbrachte Stunde um Stunde auf Knien und im Liegen, um mit den beiden Episode um Episode nachzubauen und nachzuspielen. Es gab Regeln und Grenzen. Und eine Rangordnung wie in der Welt der Jedi-Ritter: Den großen "Y-Wing-Fighter" etwa durfte ich nicht bauen. Trotzdem erschloss sich mir der bizarre Kosmos dieser esoterischen Jedi-Mönche, die sich in einer kalten Hightechwelt gegen die dunkle Seite der Macht behaupten mussten. Besonders stark in den Episoden V und III, die zusammen mit dem Auftakt meine Favoriten sind.

Tina Stommel, Panorama-Redakteurin

Die Macht ist stark in unserer Familie - um es mal mit Alt-Jedi Obi Wan zu sagen. Sie war es immer schon, und zwar völlig unabhängig von Alter und Geschlecht. Wenn ich im Beisein von Freunden oder Bekannten beim Ansehen eines Star-Wars-Filmes zur Synchronsprecherin mutiere, dann ernte ich schon mal erstaunte bis erschrockene Blicke - in meiner Familie bewegen alle die Lippen mit. Jeder Dialog ist abgespeichert.

Jedenfalls bei den einzig wahren Sternenkriegerfilmen, den Episoden IV-VI. Wo Han Solo alias Harrison Ford noch ein junger Wilder war und Prinzessin Lea nur in einer Hinsicht uncool war - diese Gretchenzopfknödel links und rechts über den Ohren, die fand ich immer grenzwertig. Als echter Fan kann ich meine Liebe nicht erklären, nur dokumentieren: Einmal überredete mich der Knirps einer Freundin, ihm zum fünften Geburtstag ein Lichtschwert zu schenken - dieses große, schwere, richtig gute.

Ich habe ihm selbstverständlich seinen Wunsch erfüllt und den pädagogisch nachvollziehbaren Grimm seiner Mutter über mich ergehen lassen. Viel schlimmer als das war es, das Schwert an den Kleinen abzugeben! Ich war sehr nah dran, mir selbst eines zu kaufen. Meine Eltern und Brüder hätten es gutgeheißen.

Dietmar Kanthak, Feuilleton-Redakteur

Bist 900 Jahre, wirst aussehen du nicht gut", bemerkte der für seine Weisheit und skurrile Grammatik bekannte Jedi-Großmeister Yoda einmal. Yoda, der 900 wurde, gehört zu den Stars der unsterblichen "Star Wars"-Kino-Epen. Wie C-3PO und R2-D2. Und Chewbacca. Und viele andere mehr. Yoda, der Meister fürs Metaphysische, ist mein Liebling.

Von ihm kann man viel lernen, zum Beispiel: "Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut ... Wut führt zu Hass ... Hass führt zu unsäglichem Leid." Mein persönlicher Lernprozess begann, ausbildungstechnisch gesprochen, erst auf dem zweiten Bildungsweg. Lange hatte ich der Macht der "Star Wars"-Serie widerstanden, als Vater wurde ich dann aber doch schwach.

Die Begeisterung eines Kindes für Obi-Wan Kenobi & Co. überträgt sich gleichsam automatisch auf den Erziehungsberechtigten. Wir haben die Blu-ray-Box von vorne bis hinten durchgeschaut und sogar im Fernsehen das Animationsprojekt "Star Wars: The Clone Wars" verfolgt: Genuss ohne Reue.

Bernhard Hartmann, Feuilleton-Redakteur

Im Jahr 1980 war ich Schüler und mit dem Geschichtsleistungskurs in London. Für mich war es genau wie für meine Kurskameraden der erste Besuch in der britischen Metropole. Wir besuchten das British Museum, die Tate Gallery und sogar eines der Prom-Konzerte in der Royal Albert Hall. An einem weiteren Abend stand ein Kinobesuch auf dem Programm. Es lief gerade "The Empire Strikes Back", der zweite Teil der Star-Wars-Saga, für die unser Geschichtslehrer völlig entflammt war.

Nach kurzer Beratung entschieden wir uns jedoch, ihm nicht ins Lichtspieltheater zu folgen. London selbst war für uns schließlich schon wie der Besuch auf einem fremden Planeten. Also setzten wir unsere Erkundungs-Tour fort, wobei auch der eine oder andere Pub abgearbeitet wurde. Ich erinnere mich, dass wir in einer dieser Lokalitäten eine Runde Billard spielen wollten.

Aber wir waren dummerweise nicht die einzigen und wurden von uns nicht sehr freundlich gesonnenen jungen Briten in die Flucht geschlagen, womit der Filmtitel "The Empire Strikes Back" für uns eine ganz andere Bedeutung erhielt. Seither habe ich den Anschluss an die Saga verloren. Doch ich habe nun den festen Entschluss gefasst, bevor ich zu "Das Erwachen der Macht" ins Kino gehe, mir alle seit 1977 erschienenen Episoden anzusehen.

Claudia Mahnke, Wirtschafts-Redakteurin

Cowboys und Indianer sind auf dem Schulhof zu Randfiguren geworden. Bei den Rollenspielen in der Pause treffen Klonkrieger, Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi aufeinander. Mit imaginären Lichtschwertern erobern Grundschüler solange das Galaktische Imperium, bis der Gong ertönt. Auch als Karnevalskostüm steht der Klonkrieger ganz weit oben - auch wenn der Helm nach wenigen Minuten zur Seite fliegt und der Ganzkörperanzug sehr unpraktisch ist.

Der Tausch von Star-Wars-Sammelkarten, auch gerne die eines großen deutschen Einzelhändlers, erfüllt Kindernachmittage, stiftet neue Freundschaften und ruft beim Nachwuchs ein großes Glücksgefühl hervor, wenn ein weiterer Sticker auftaucht: "Glitzernd habe ich den noch nicht."

Star Wars ist eine Leidenschaft, die Väter und Söhne vereint. An verregneten Sonntagnachmittagen kommen so auch Jüngere in Kontakt mit ausgewählten Szenen aus Star-Wars-DVDs, obwohl sie eigentlich noch eher im Augsburger-Puppenspiele-Alter sind. Väter erfüllen sich ihren Traum eines großen Lego-Raumschiffs natürlich nur, um dem Kind etwas Gutes zu tun. Der Umfang des Weihnachtswunschzettels wird in dieser Hinsicht sehr wohlwollend geprüft. Als verbindendes Element zwischen Väter und Söhnen ist eigentlich nur noch die Fußballbundesliga stärker als Stars Wars. Mütter beobachten das Tun der übrigen Familienmitglieder gerne und glänzen an anderer Stelle wieder mit Fachwissen.

Sylvia Binner, Chefin vom Dienst

Es war Mitte der 80er Jahre in einem Wuppertaler Programmkino. Eingedeckt mit Getränken und reichlich Proviant nisteten wir uns für zahlreiche Stunden in den gepolsterten Kinosesseln ein, um gebannt die ultimative Star Wars-Nacht zu verfolgen. Was für ein Erlebnis, die Episoden IV bis VI, an einem Stück.

Mit dem Abstand von diversen Jahren und inzwischen vier weiteren Folgen der Weltraum-Saga lässt sich eines mit Sicherheit sagen: Das macht uns heute keiner nach. Schon allein, weil eine Nacht wohl nicht mehr ausreicht, um zu erkunden, was davor und danach geschah. Aber der Zauber hält an, die Bezüge reichen bis in den Alltag.

Das schwere Atmen von Darth Vader beschert immer noch Gänsehaut, selbst wenn es nur von meinem Freund Bernd täuschend echt nachgeahmt wird. Die dunkle Seite der Macht hat als Miniatur in der VW-Werbung unsere Herzen erobert. Und wenn Marianne Pitzen vom Frauenmuseum mit ihren Haarschnecken über den Ohren durch Bonn radelt, ist Prinzessin Leia nicht weit.

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