Mit "gewagten Ideen" wirbt Stefan Blunier für die nächste Musik-Saison

Tschaikowsky total im Schumannjahr

Mit "gewagten Ideen" wirbt Stefan Blunier für die nächste Musik-Saison
Foto: Horst Müller

Bonn. Über Erfolge zu berichten, ist immer etwas Schönes." Mit diesem selbstbewusst klingenden Worten leitete Bonns Generalmusikdirektor Stefan Blunier am Dienstag im Alten Rathaus seinen Ausblick auf die kommende Saison ein, der mit einem kurzen Rückblick begann.

Seit September vergangenen Jahres ist der Schweizer im Amt, im November gab er in seiner neuen Funktion sein erstes Konzert in der Beethovenhalle. Und kein halbes Jahr später vermeldet er bereits: "Die Zuschauerzahlen sind stetig steigend." Man spüre, dass die "zum Teil gewagten Ideen" vom Publikum angenommen würden.

Zu den "gewagten Ideen" gehört in der kommenden Saison zweifellos die für den 29. Januar geplante Aufführung der vierten Sinfonie in c-Moll des österreichischen Komponisten Franz Schmidt (1874-1939), der heute vor allem noch durch sein Oratorium "Das Buch mit sieben Siegeln" bekannt ist. Am selben Abend erklingt Brahms' Doppelkonzert, dessen Solopartien mit der Geigerin Arabella Steinbacher und dem Cellisten Daniel Müller-Schott glanzvoll besetzt sind.

Eröffnet wird die Serie der Freitagskonzerte durch den Gastdirigenten Philipe Auguin, der mit James Galway als Solisten Mozarts Flötenkonzert Nr. 2 sowie Bruckners vierte Sinfonie aufführt. Blunier kündigte zugleich für die folgenden Spielzeiten einen Bruckner-Schwerpunkt an. Von einem Zyklus wollte er jedoch nicht sprechen: "Mit dem Wort muss man nach der Schostakowitsch-Schwemme vorsichtig sein", glaubt Blunier.

Ein anderer programmatischer Akzent wird in den kommenden Jahren auf Gustav Mahlers Oeuvre liegen, dessen achte Sinfonie, die monumentale "Sinfonie der Tausend", Blunier am 25. September als Beitrag des Orchesters zum kommenden Beethovenfest dirigiert.

In einem Sonderkonzert für den Ankauf der Handschrift von Beethovens Diabelli-Variationen durch das Beethoven-Haus dirigiert Kurt Masur am 10. Oktober das Beethoven Orchester (mit Lars Vogt als Solisten in Robert Schumanns a-Moll-Klavierkonzert).

Drei Wochen später stellt sich das Orchester dann noch einmal in den Dienst des Beethoven-Hauses, das die Reihe der Meisterkurse mit Kurt Masur fortsetzt. Diesmal studiert er die Sinfonien Nr. 5-8 mit den Nachwuchsdirigenten ein. Auch die Zusammenarbeit mit der Beethoven Competition der Telekom wird fortgesetzt.

Im nächsten Jahr beherrscht natürlich auch Robert Schumann, dessen 200. Geburtstag gefeiert wird, die Konzertprogramme. In Bonn ist das Karfreitagskonzert ihm gewidmet. Es dirigiert Heinz Holliger. Das traditionelle Gründonnerstag-Konzert soll künftig entfallen.

Zum Saison-Endspurt gibt es drei Konzerte, die es in sich haben: Der finnische Dirigent und Komponist Leif Segerstam dirigiert am 7. Mai unter anderem seine Sinfonie Nr. 195 (!), der Pianist Alexandre Tharaud wagt sich unter Bluniers Leitung am 11. Juni an beide Klavierkonzerte Maurice Ravels, und zum Schluss gibt es am 9. Juli unter dem Titel "Tschaikowsky total I" einen Abend mit dem laut Bluniers Einschätzung "besten Pianisten für das b-Moll-Konzert", Boris Berezovsky.

"Tschaikowsky total II" beschließt dann am selben Wochenende die auf vier Veranstaltungen geschrumpfte Reihe der Sonntagskonzerte, die zudem als ziemlicher Gemischtwarenladen daherkommt: Eröffnet wird am 4. November mit dem zweiten Abschlusskonzert des Masur-Meisterkurses.

Im März folgt ein Abend, an dem neben Werken von Respighi und Bernd Alois Zimmermann die gesamte "Rosamunde"-Musik von Franz Schubert inklusive der Chöre erklingt. Und im Juni dirigiert Frank Strobel Live-Musik zu Charlie Chaplins Stummfilm "The Gold Rush".

Die vierteilige sonntägliche Matinee-Reihe "Klassik um 11" ist in der kommenden Saison Mozart und Haydn gewidmet. Die Leitung teilen sich die Alte-Musik-Spezialisten Jos van Veldhoven und Christopher Hogwood.

Das Abo-Programm wird um acht Sonderkonzerte erweitert, unter anderem will Blunier im Mai das "Auftaktkonzert im World Conference Center Bonn" mit Beethovens Neunter gestalten. Reisen wird das Orchester in der nächsten Saison auch wieder: Vorgemerkt sind Gastspiele unter anderem im Amsterdamer Concertgebouw sowie eine Japan-Tournee im Juni.

Der Vorverkauf für alle Konzerte der kommenden Saison beginnt am 15. Juni.

Karten gibt es unter anderem im GA-Ticket-Shop.

Weitere Informationen in der Konzertbroschüre und unter www.beethoven-orchester.de

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