Der letzte Vorhang Mit einem Fest in der Bonner Oper endete die Ära Klaus Weise

BONN · Das Vorspiel zu dieser Vorstellung dauerte zehn Jahre. Seit 2003 haben Klaus Weise und seine Schauspieler und Sänger (anfangs auch Tänzer) Kunst in der Stadt Bonn gemacht. Gestern Abend ging die Ära Weise in der Bonner Oper mit einer symbolhaften Aufführung, einem inspirierten, mitreißenden Fest zu Ende. Titel: "Last Curtain", der letzte Vorhang. Der Abend machte das Publikum glücklich und melancholisch zugleich; das liegt in der Natur von Abschieden.

Der Triumph des Abschiedsfests lag in seiner ausgeklügelten Vielfalt; aus vielen Details, sinnlichen und künstlerischen Reizen setzte sich ein leuchtendes Bild zusammen. Michael Barfuß (musikalische Leitung und Orchesterarrangements) sowie Stefan Blunier, Christopher Sprenger und Sibylle Wagner (musikalische Leitung) zeigten noch einmal, was in Weises Truppe steckt; das Beethoven Orchester stand den Sängern mit Leidenschaft und Können zur Seite.

Der große Schauspieler Günter Alt, den man demnächst am Bochumer Schauspiel erleben kann, führte als liebevoll-geistreicher Conférencier durch den Abend. Er trommelte auch für Oper und Schauspiel und empfahl dem Publikum: "Passen Sie auf Ihr Theater auf." Es war ein Erlebnis, Günter Alts "Ich sage Dir Adieu" zu hören, Nina Tomczaks "From Russia With Love", Birger Frehses "Make Me Love You", Emiliya Ivanovas "You Raise Me Up" und Mirko Roschkowskis "Allmächtiger Vater". Das Nachtwerk des Theaters präsentierte Das russische Verhütungsballett mit "Die sterbende Schwarm". Es gab viel zu erleben, zu staunen und zu lachen in der Oper.

Julia Kamenik, Susanne Bredehöft, Maria Munkert, Daniela Denschlag, Anastasia Gubareva, Sigrún Pálmadóttir, Anke Zillich, Susanne Blattert und Anna Virovlansky waren hinreißend. Mark Rosenthal, Arne Lenk, Konstantin Lindhorst, Grégoire Gros und Hendrik Richter setzten musikalische und komödiantische Glanzlichter. Chor und Extra-Chor brachten große Gefühle auf die Bühne des Opernhauses. Sie können auch Queen und Falco. Die Band des Abends mit Stefan Lammert (Schlagzeug), Peter Engelhardt (Gitarre), Sascha Delbrouck (Bass), Marcus Schinkel (Keyboard) und Waldemar Leczkowski (Saxofon) war ein Hit.

Wenige Minuten waren vergangen, da war das Publikum schon gefangen, dank Günter Alt und dem doppelten Wagner. Sibylle Wagner dirigierte das Beethoven Orchester sowie den Chor und Extra-Chor des Theaters. Dem Anlass angemessen eröffnete der Einzug der Gäste aus Richard Wagners Oper "Tannhäuser" das Abschiedsprogramm. Danach: Blumen und Jubel im Haus. Das sollte sich vielfach wiederholen.

Es hätte ewig so weitergehen können. Aber nach rund drei Stunden war dann doch Schluss. Wie zu hören war, hat der interne Feier-Marathon in Oper und Schauspiel schon früher begonnen: mit jeder letzten Vorstellung. Da sind viele Tränen geflossen. Auch das Publikum war gestern emotional gefordert.

An der Oper hatten sie große Plakate aufgehängt, auf denen zu lesen war: "2003-2013. Wir danken unseren 2.000.000 Zuschauern." Da musste schon mancher schlucken. Doch das war nichts gegen das Schlussterzett aus dem "Rosenkavalier", nichts gegen "The End". Und erst recht nichts gegen das Schlussbild, als alle, einschließlich des gerührt sich verabschiedenden Klaus Weise, auf der Bühne standen und sangen: "Wir sagen Euch Adieu." Ein historischer Abend, unvergesslich.

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