Beethoven Orchester Mit dem "Sommernachtstraum" endete die Reihe "Mendelssohn um 11"

BONN · Hab Sonne im Herzen - das wäre wahrscheinlich das passende Poesiealbum-Motto für das letzte Konzert des Beethoven Orchesters in seiner Reihe "Mendelssohn um 11" gewesen. Denn während sich draußen der Mai so aufführte, als wolle er unbedingt November heißen, ging es drinnen in der recht überschaubar besetzten Beethovenhalle erheblich freundlicher zu.

 Der eine rezitiert, der andere dirigiert: Dominique Horwitz und Christoph beim Sonntagskonzert in der Beethovenhalle.

Der eine rezitiert, der andere dirigiert: Dominique Horwitz und Christoph beim Sonntagskonzert in der Beethovenhalle.

Foto: Reinbold

Das lag vorzugsweise an der ausgewählten, überwiegend heiteren und unbeschwerten Musik, an zwei Mendelssohn-Werken und speziell an einem 1930 entstandenen Divertissement von Jacques Ibert. Der Franzose zitiert an einer Stelle den Hochzeitsmarsch von Mendelssohn (was ihm wahrscheinlich ins Programm verholfen hat) und versucht sich ansonsten eine unterhaltsame Viertelstunde lang an Zirkus und Jazz, an Parodie und Poesie.

Dirigent Christoph König und das Beethoven Orchester hatten hörbar Spaß an diesem Spektakel und ließen sich keine Pointe der schrillen und schrägen Partitur entgehen. Ein bisschen ernsthafter hat wohl Felix Mendelssohn Bartholdy an seinem Oktett Es-Dur gearbeitet.

Er schrieb es als 16-Jähriger und setzte sich erstaunlich spielerisch mit der Wiener Klassik auseinander, wobei man im Scherzo durchaus schon die Elfenmusik des "Sommernachtstraums" hört. Mendelssohn selbst wollte sein Oktett "im Style eines symphonischen Orchesters" gespielt sehen - das Beethoven Orchester hatte eine Fassung für Streichorchester gewählt, bei der die Transparenz der Musik zwar ein bisschen leidet, die kraftvollen und dramatischen Elemente aber profitieren. Das auf die große Besetzung gezogene Werk klang beim Beethoven Orchester schön draufgängerisch, wenn auch manchmal etwas robust.

Ganz anderen Feinschliff hatte die Musik zum "Sommernachtstraum", mit der das Orchester seine Mendelssohn-Reihe beschloss. Christoph König vermittelte viel von der Unbeschwertheit dieser frühromantischen Tonmalereien, die Musiker fügten ein präzise und einfühlsam gezeichnetes Stimmungsbild ans andere. Mit Vox Bona, dem Kammerchor der Kreuzkirche (Einstudierung Karin Freist-Wissing), und seinen Solistinnen Katharina Hochheiser und Stephanie Watin hatte man zudem ein vorzügliches, sehr weich klingendes Vokal-Ensemble an der Seite.

Zum richtigen Märchenspuk wurde Mendelssohns Auseinandersetzung mit Shakespeare in der Bonner Aufführung durch den Schauspieler Dominique Horwitz. Er verlieh als Sprecher der Geschichte um Elfen, Rüpel und verliebte Paare einen ganz eigenen Zauber. Horwitz drängte sich nie in den Vordergrund, war aber immer präsent, rezitierte lebhaft, aber nie aufdringlich, bei den verschiedensten Rollen-Aneignungen auf auf feinste Stimm-Nuancierungen und erwies sich zudem in den melodramatischen Passagen als ein außerordentlich musikalischer Partner.

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