Meister der Meditation

Erinnerung an G. F. Ris

Bonn. Die Ausstellung mit Werken des Künstlers G. F. Ris, der am 16. Mai 80 Jahre alt geworden wäre, gerät zur doppelten Retrospektive: zum einen auf ein halbes Jahrhundert seiner ureigenen Kreativität, zum anderen auf seine - freilich fantasievolle - Rezeption der Strömungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. G. F. Ris - der zwar als Maler begonnen hatte, dann aber den Weg zur Bildhauerkunst einschlug - wirkte stets auf der Höhe der Zeit.

Einerseits erkannte er früh die internationalen Trends der Formreduktion - etwa in einer Annäherung an Hans Arp wie im "Liegenden Kopf" von 1960 - und der Abstraktion in der konstruktiven Kunst. Andererseits übernahm er die Rolle eines vorbildhaften Avantgardisten. Denn bereits in den 1960er Jahren erfand er seine "Paysages" in puristischem Weiß, architektonisch durchformte (Fantasie-)Landschaften.

Hatte er sie anfangs von der Decke herabschwebend präsentiert und ihnen so eine poetische Leichtigkeit verliehen, so bekamen sie zuletzt Bodenhaftung durch traditionell tragende Sockel. Im "Objekt" aus dem Jahre 2000 verschmelzen Stele und "Paysage" zu einer untrennbaren Raumplastik. Den meditativen Charakter der weißen reliefartigen "Paysages" hat G. F. Ris gegen Ende der 1980er Jahre - nun wieder als Maler - in zweidimensionale "Meditationsbilder" übertragen, in denen er offenkundig die Ruhe des rechten Winkels pries.

Dieser stillen Werkgruppe waren seine heiteren polychromen Objekte aus Plexiglas vorausgegangen, die beweisen, wie vielschichtig er die geometrisch bestimmte Konkrete Kunst umzusetzen wusste. Filigrane Zeichnungen mit Farbkreide auf Papier ergänzen kontrastreich das vielschichtige ?uvre des Künstlers, der zur Überraschung des Betrachters auch einmal eine Porträtbüste und eine Hand gänzlich gegenständlich modelliert hat.

Gesellschaft für Kunst und Gestaltung bis 31. Mai; Mi bis Fr 15 bis 18; Sa 14 bis 17 Uhr; Begleitbuch 18 Euro

Meistgelesen
Neueste Artikel
Daniel Johannes Mayr dirigiert das Beethoven
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCampNeue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Aus dem Ressort