Meinung ist nicht nur etwas für Kritiker

Zum Tode des Bonner Theatermannes Rolf Oltmanns

  Rolf Oltmanns,  1941-2005.

Rolf Oltmanns, 1941-2005.

Foto: Theater Bonn

Bonn. Rolf Oltmanns war mehr als ein Mann der Zahlen und Bilanzen. Der langjährige Verwaltungschef des Bonner Theaters gab seinem Haus den organisatorischen und finanziellen Rahmen, in dem sich künstlerische Arbeit entfalten kann.

Mit diesen Dingen endete sein Arbeitstag jedoch nicht. Oltmanns verpasste keine Premiere des Theaters. Und er hatte keine Scheu, seine eigene Sicht der Inszenierungen kundzutun, im Gegenteil. Bei der Premierenfeier hatte er für die Kritiker, ob sie wollten oder nicht, stets eine gesprochene Theaterkritik parat. Er ließ sich selten von seinen Ansichten abbringen und stellte auch später, waren die Zeitungskritiken erst einmal erschienen, den einen oder anderen Schreiber zur Rede. Höflich, aber bestimmt.

Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass Rolf Oltmanns, der am vergangenen Samstag nach längerer Krankheit im Alter von 64 Jahren gestorben ist, ein Liebhaber des Theaters war. Er konnte sich für Schauspieler begeistern, für originelle Regieeinfälle. Wenn ihm etwas nicht gefiel, wurde er auch schon mal bissig.

Oltmanns, der im vergangenen Jahr verabschiedet wurde, war den Intendanten Peter Eschberg, Manfred Beilharz, Arnold Petersen und Klaus Weise ein zuverlässiger Partner. Die Zeit mit Eschberg hat er besonders intensiv erlebt und genossen. Oltmanns spielte Anfang der neunziger Jahre durchaus ernsthaft mit dem Gedanken, Eschberg nach Frankfurt zu folgen.

In Bonn erlebte er viele Wandlungen und Strukturveränderungen des Theaters mit. Oltmanns war in bewegten Zeiten ein Fels in der Brandung, er sorgte als Verwaltungschef für Stabilität und Orientierung. Mit dem Theater kam der Verwaltungsangestellte zuerst in Berührung, als er im September 1971 persönlicher Mitarbeiter des damaligen Stadtdirektors Fritz Brüse wurde. 1978 übernahm er dann die kaufmännische Geschäftsführung der neuen Stadttheater Bad Godesberg GmbH.

Später kam die Zusammenarbeit mit dem Schauspieldirektor des Bonner Theaters Peter Eschberg hinzu, der ab 1986 als Intendant das nun selbstständige Schauspiel führte. In diese Zeit fiel der Ausbau der Halle in Beuel, die Umwandlung des Schauspiels in einen städtischen Eigenbetrieb.

Auch unter der Intendanz von Manfred Beilharz blieb das Schauspiel auf Erfolgskurs. 1995 musste Oltmanns dann einen neuen Ratsbeschluss zur Strukturveränderung des Theaters umsetzen: die "Wiedervereinigung" von Musiktheater und Sprechtheater unter dem Generalintendanten Manfred Beilharz. Oltmanns erhielt den Auftrag, die beiden Theaterverwaltungen und -techniken zu vereinen.

Die letzte und wohl bedeutendste Strukturveränderung ergab sich dann mit dem Wegfall der Bundeszuschüsse für die Kultur nach der Bonn-Vereinbarung. Über einen Zeitraum von zwei Jahren musste das Haus rund 12 Millionen Euro einsparen. Das war in der Spielzeit 2002/03 die Aufgabe des Generalintendanten Arnold Petersen; Oltmanns musste für die finanzielle und organisatorische Umsetzung sorgen.

In Zukunft müssen wir ohne die begeisterten und ohne die belehrenden Worte von Rolf Oltmanns auskommen. Kein schöner Gedanke.

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