"Meine Hoffnung und meine Freude"

Die Auerberger Kantorei führt unter Thomas Neuhoff Händels "Messias" auf, Musik zum Advent steht im Bonner Münster auf dem Programm, der Deutsch-Französische Chor widmet sich in der Schlosskirche Weihnachtsgesängen

"Meine Hoffnung und meine Freude"
Foto: Müller

St. Marien. Eine großartige Aufführung von Georg Friedrich Händels Oratorium "The Messiah" ist Thomas Neuhoff und seiner Auerberger Kantorei in St. Marien in der Bonner Altstadt gelungen.

Die Gründe hierfür liegen zum einen in der Tatsache, dass Neuhoff sich als Spezialist alter Musik ebenso Meriten erworben hat wie als kenntnisreicher Exeget angelsächsischer Literatur, zum anderen, dass der Chorleiter seine Sänger nicht nur technisch gründlich präpariert, sondern gleichermaßen musikalische Inhalte überzeugend zu vermitteln versteht.

Entsprechend glänzend sensibilisiert zeigte sich seine an Stimmenzahl nicht eben kleine Kantorei auch diesmal. Sie bot bei allem dramatischen Nachdruck einen schlanken, gut differenzierenden Chorklang, wobei besonderer Wert auf die Ausdrucksausdeutung der Texte gelegt wurde. So vermochte beispielsweise der Auferstehungsgedanke ("Since by man came death") aus dem dritten, am deutlichsten, aber keineswegs entstellend eingestrichenen Teil des Oratoriums, einen ganz unmittelbaren Eindruck zu entfalten.

Und dass der berühmte Hallalujah-Chor zum Abschluß des zweiten Teils von einem Teil des Publikums mit einem Sonderapplaus bedacht wurde, hatte seinen Grund sicherlich in der spontanen Überwältigung durch eine packende, immens vitale Gestaltung.

Ganz im Sinne einer solchen Auslegung agierte auch das Solisten-Quartett aus Susanne König mit schlank geführtem, fast knabenhaftem Sopran, Elisabeth Graf mit einem an das überirdisch wirkende Timbre eines Altus erinnernden Alt, Andreas Wagner mit natürlich leuchtendem Tenor und Achim Hoffmann mit profundem, aber keineswegs aufdringlichem Bass.

Für das orchestrale Fundament sorgte das durch schöne Oboen-Akzente mitreißnede, bei den reinen Streichertutti indes etwas zu "dick" wirkende Kammerorchester Concertino Bonn aus Mitgliedern des Bonner Beethoven-Orchesters mit Wolfgang Lehnert am ersten Pult.

Von Fritz Herzog

Bonner Münster. Die "Musik zum zweiten Advent" in der vollbesetzten Münster-Basilika Bonn fand großen Anklang bei ihren Zuhörern. Albrecht Enders und Andreas König (Trompete), von Münsterorganist Markus Karas begleitet, trugen Werke von Jean-Baptiste Loeillet, Alessandro Melani, Johann Sebastian Bach und Arcangelo Corelli vor, und die Münsterschola unter Leitung von Wolfgang Bretschneider gestaltete Gesänge zum Advent.

Auch wenn beide Trompeten gerade zu Beginn harmonisch nicht immer genau zueinander fanden, sorgten sie im Verlauf des Konzertes für eine feierliche Stimmung und strahlenden Glanz zwischen den Adventsrufen und Adventsbitten der Münsterschola. Die überwiegend ruhigen Orgelimprovisationen von Karas luden zu Besinnlichkeit ein.

"Wachet auf, ruft uns die Stimme" von Bach erklang in einer raffinierten Bearbeitung für Trompete und Orgel, worauf die Münstschola den dreistimmigen Satz eben dieser Kantate (Text und Melodie: Philipp Nicolai, 1599) von Hermann Schroeder intonierte. In der dritten Strophe durften alle mit einstimmen.

"Ihr Mächtigen, ich will nicht singen" (Text: Christine Heuser, Melodie: Naomie Shemer) bezauberte durch die schlichte, aber wirkungsvolle Melodieführung und die harmonischen Untermalungen der jeweils hohen und tiefen Stimmen. Ein Hauch von Taizé wehte durch die Münster-Basilika, als zum Abschluss die ganze Gemeinde zu Jacques Berthiers Gesang aus Taizé "Meine Hoffnung und meine Freude" stimmungsvoll einsetzte.

Von Thomas Kirchhoff

Schlosskirche. Der Deutsch-Französische Chor, seit 2000 unter der Leitung von Stefan Mohr, präsentierte zum in der Schlosskirche der Universität ein sehr schönes Programm mit geistlichen Werken des Barock und französischen und deutschen Weihnachtsgesängen.

Unterstützt wurde die - ansehnlich große - Chorgemeinschaft vom acht Musikerinnen und Musiker umfassenden Consortium Musica Sacra Köln, das auf historischen Instrumenten und nach den Maßgaben der historischen Aufführungspraxis spielte.

Der sehr gut besuchte Abend begann mit der reizvollen "Messe de Minuit pour Noël" von Marc-Antoine Charpentier, der zeitweise mit Molière zusammenarbeitete und ab 1698 Kapellmeister an der Sainte Chapelle zu Paris wurde. Präzise und klangschön nahm der Deutsch-Französische Chor schon hier seine Aufgaben wahr, ebenso hinterließ das Instrumentalensemble ansprechende Klangeindrücke.

Und auch die Gesangssolisten Claudia Immer und Andrea Stenzel (Sopran), Hanna Kopra (Alt), Thomas Klose (Tenor) und Hartmut Nasdalla (Bass) brachten ihre charakteristischen Stimmfarben gut ins musikalische Geschehen ein, das Stefan Mohr suggestiv leitete.

Nach drei A-cappella-Weihnachtsliedern aus Frankreich und zweien aus Deutschland sowie dem orchesterbegleiteten "Machet die Tore weit" von Andreas Hammerschmidt gab es zum Finale Vivaldis "Magnificat". Besonders ausdrucksvoll gesungen erschienen der wunderbare Eingangschor und zwei weitere Chorsätze, das schwermütige "Et misericordia" und das erregte Unisono des "Deposuit".

Nicht unerwähnt bleiben darf schließlich das stilgenau realisierte Concerto Pastorale für zwei Flöten und Orchester des aus Stuttgart stammenden Barockmeisters Johann Christoph Pez, der mit Bonn besonders verbunden ist, da er hier ab 1694 für mehrere Jahre kurfürstlicher Kapellmeister war.

Von Barbara Kaempfert-Weitbrecht

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