Sarah Connor im Interview Mehr Tiefe, mehr Handwerk

BONN · Sie nahm mit 19 ihre ersten Songs auf und wurde auf Anhieb ein Star. Heute ist Sarah Connor 36, dreifache Mutter und schreibt eigene Songs auf Deutsch mit gesellschaftspolitischen Botschaften. Mit den Liedern aus dem Album „Muttersprache“ gastiert sie am 21. Juli in Bonn.

 Sarah Connor: „Die Melodien sind sanfter, weniger aufdringlich“

Sarah Connor: „Die Melodien sind sanfter, weniger aufdringlich“

Foto: picture alliance / dpa

GA: Frau Connor, kann man als Künstler eine Neuerfindung riskieren, ohne die Glaubwürdigkeit zu verlieren?

Sarah Connor: Ich musste mich gar nicht neu erfinden, ich musste nur einmal ich sein! Ich habe eine sehr erfolgreiche Popkarriere durchlaufen, irgendwann wollte ich aber mehr Tiefe, Inhalt und Handwerk. Deshalb fing ich an, in meiner Muttersprache zu schreiben.

GA: Warum klingt Ihr Album so melancholisch?

Connor: Es sind nicht die glücklichen Momente, aus denen heraus meine Songs entstehen, sondern Situationen, die mich emotional aufreiben. Das kann etwa eine Begegnung in einem Flüchtlingsheim sein. Ich schreibe über Dinge, die mich nachts wach halten. Das muss nicht immer schwermütig sein, aber solche Dinge beschäftigen mich oft.

GA: Sie engagieren sich für Flüchtlinge. Wen haben Sie in Flüchtlingsheimen getroffen?

Connor: Schwer traumatisierte Familien. Ich habe einen syrischen Vater kennengelernt, dessen Tochter aufgrund einer chemischen Bombe behindert ist. Dieses Mädchen ist verstummt, kann seine Arme und Beine nicht mehr bewegen. Solche Begegnungen machen mich ernster.

GA: Kommen solche Emotionen auf Deutsch aufrichtiger rüber?

Connor: Ich würde nicht sagen, dass meine Musik früher unaufrichtig war. Ich habe damit viele Menschen erreicht, weil es meine Gefühle waren. Die Inhalte hatten aber nichts mit mir privat zu tun. Diesmal sind es meine Worte. Die Melodien sind sanfter, weniger aufdringlich.

GA: Was war früher anders?

Connor: Früher hatte ich Leute, die für meine Stimme Songs mit großen Melodien und großen Zeilen schrieben. Und ich bin meinen Jungs von damals unendlich dankbar für diese vielen wunderbaren Songs.

GA: Wo stehen Sie heute, elf Jahre nach der spektakulären Fernsehhochzeit mit Marc Terenzi?

Connor: Ich sitze hier mit Ihnen in der Sonne, trinke ein Wasser und freue mich über meine Platte, die ich selbst gemacht habe.

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