Live Music Hall in Köln Mehr Oasis geht nicht

KÖLN · Nach 45 Minuten Warten auf Beady Eye scheint sich Liam Gallagher ohne Band auf der Bühne verirrt zu haben. Für alle unerwartet springt er in den Graben, um seine Fans zu begrüßen. Gemeinmachen mit der Menge - gab es das schon mal bei Oasis? Eine weitere Veränderung - Gallaghers Haare sind kurz geschoren.

 Hat die Haare kurz: Liam Gallagher in der Live Music Hall Köln.

Hat die Haare kurz: Liam Gallagher in der Live Music Hall Köln.

Foto: Thomas Brill

Sein markantes Profil wird stärker betont, ohne vorteilhafter zu wirken. Und er redet für seine Verhältnisse viel. Man versteht seinen schweren Dialekt kaum. Immerhin, er will kommunizieren, ohne dass ihm das wirklich gelingt. Aus dieser Not hat er über fast 25 Jahre eine im Lager der Fans überzeugende Bühnenfigur geschaffen.

Unbeeindruckt von allem, was um ihn herum geschieht, macht er stoisch sein Ding, von sich und seiner Größe überzeugt. An der Abendkasse sind noch Karten zu erhalten. Und das, obwohl Köln das einzige Deutschlandkonzert von Beady Eye (BE) ist. Kommerziell ein Abstieg.

Persönlich aber ist die Trennung von seinem Bruder Noel ein Gewinn, kann er mit der Rest-Oasis-Band Musik machen, ohne vom Mastermind gesagt zu bekommen, dass das Mist sei. Mit seinem neuen Album "BE" erreichte er damit Platz zwei der englischen Album-Charts.

Noel ist der bessere Songwriter. Wer aber das spezielle Oasis-Gefühl haben will, der muss zu Beady Eye gehen. Liam ist das Herz und die Identifikationsfigur von Oasis. Auch mit einundvierzig Jahren garniert er jeden Satz mit einem höhnischen "F*** you." Das Konzert beginnt mit der gewohnten Oasis-Härte. "Flick Of The Finger" (Fingerschnippen) vom neuen Album ist der ideale Opener.

"Face The Crowd" und "Four Letter Word" sind dagegen kaum wiederzuerkennen, so kompromisslos laut werden sie gespielt. Dass so viel Wucht in den beiden Alben von BE steckt, verblüfft. Aber die Banalität so mancher Songs holt einen während des Konzerts wieder ein. "Second Bite Of The Apple" bleibt ein Kinderlied, das sich auf ein Rockalbum verirrt hat.

"Soon Come Tomorrow" and "The Roller" eiern wie verstolperte Walzer durch die Show. Anders als früher leistet es sich Liam heute, Oasis-Stücke zu spielen. "Wonderwall" ist eher uninspiriert, mit "Cigarettes & Alcohol" hat er ein Stück in die Setlist aufgenommen, das die Herzen der Fans höher und die Bierbecher immer weiter in Richtung Bühne fliegen lässt.

Das war Beady Eye vorher im Ansatz beim hymnischen "The World's Not Set In Stone" gelungen. Am Ende gehen Liam Gallagher die Stücke aus, die ein Konzert zu einem großen Finale führen können. "Bring The Light" und "Wigwam" haben dazu nicht das Potenzial. Auch das in der Zugabe gespielte Stones-Cover "Gimme Shelter" kann nicht wirklich überzeugen. Dennoch - mehr Oasis wird es nur bei einer möglichen Reunion geben.

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