Max Raabe und Palastorchester in Bonner Beethovenhalle

Unter Pinien von Argentinien - Swingende Stimmung

Bonn. Im Smoking, die Haare mit reichlich Pomade zurückgekämmt, steht Max Raabe vor dem Mikrofon und swingt. Er ist wie aus dem Ei gepellt, jedes Lächeln sitzt akkurat, und ebenso verhält es sich mit seiner Begleitung, dem herausgeputzten "Palastorchester".

Alles wirkt so gewollt sortiert, dass es eine beispiellose Komik beinhaltet. Diese Bewegungslosigkeit, dieses scheinbare Desinteresse an jeglicher Form von "Show" ist eine wunderbare Abwechslung in Zeiten, in der Entertainment fast ausschließlich mit visueller Dynamik übersetzt wird.

Aber die Beethovenhalle, dieses verflixte, an sich schon steife Gehäuse, wird dem Format des Künstlers anfangs nicht gerecht. Die Sätze des ersten Liedes sind ab Reihe 15 unverständlich, was schade ist, denn die Kraft des Abends liegt vor allem in den Texten. Doch Raabe macht es richtig, er lässt dem Publikum Zeit zum Aufwärmen.

Und besiegt schließlich die mittelmäßige Akustik und die Steifheit des Raumes, und zwar, indem er sie mit seiner noch groteskeren Pedanterie einfach übertrifft. Er macht Musik im Stil der 1920er und 1930er Jahre, ein Erbe der "Comedian Harmonists". Es braucht kein lautes Getöse, keinen Bass-lastigen Rhythmus, es sind vielmehr die kleinen Spielereien der Instrumente, ein unerwartet helles Glöckchen, theatralische Kastagnetten, die dem ganzen das Komische verleihen.

Und natürlich sind es die Texte, die ihre Possen treiben, die in ihrer ernsthaften Komik völlig staubfrei daherkommen. Diese Liedchen, knapp meist und mit noch abrupterem Ende, sind jugendlich leicht, obwohl sie einer so pechschwarzen Zeit entstammen.

Raabe beherrscht das Zackige ebenso wie die kaum hörbar sanften Töne, bringt Rumba, Tango und Schlager mit gleicher Überzeugungskraft. Man sieht die Garbo durch die Lieder spazieren, "Wenn ich Sonntags in mein Kino geh.", und fragt sich, was sich in den vergangenen 70 Jahren eigentlich geändert hat?

Sinnentleerte "Badesaison-Schlager" hat es zu jeder Zeit gegeben, 1927 wie 2007. "Eine Liebelei, so nebenbei" schallt es, und diese neurotische Liebe, die sich selbst nie so ganz wichtig nimmt, spiegelt herrlich die bittersüße Tragik des Lebens. Mit "Unter den Pinien von Argentinien" beweist auch die Band ihren verschmitzten Humor mit gut dosiertem Spökes.

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