Perfekte Haltung Max Raabe begeistert in der Oper Bonn

Bonn · Sänger Max Raabe kam in die Bonner Oper und begeisterte das Publikum mit Schlagern aus den 1920er und 1930er Jahren. Die Frauen spielten dabei eine wichtige Rolle.

 Er liefert auch absurde Pointen: Max Raabe.

Er liefert auch absurde Pointen: Max Raabe.

Foto: Thomas Kölsch

Die Frauen sind des Mannes Untergang. Nie kann man es ihnen recht machen. Mal fordern sie mehr, als ein einzelner geben kann, dann wieder aus Prinzip das Gegenteil von dem, was der Gatte sagt. Wenn dann noch Zwillingsschwestern, Eintänzer und Hirsche dazustoßen, wird es schnell chaotisch. Und doch: Eine Welt ohne Frauen? Wie öde wäre sie. Also nimmt man diese Launen in Kauf – und singt davon ein Lied. Oder zwei. Oder drei.

Max Raabe kennt sogar noch mehr, wie er jetzt in der Oper Bonn bewiesen hat. Einen ganzen Koffer voller alter Schlager hat er im Gepäck, zahlreiche kecke Couplets und verträumte Liebeslieder aus den 1920er und 1930er Jahren, mit denen der scheinbar aus der Zeit gefallene Sänger den ausverkauften Saal von der ersten Sekunde an zu begeistern weiß.

Sein Palastorchester hat Raabe für dieses Konzert ganz bewusst zu Hause gelassen und verlässt sich ausschließlich auf die virtuosen Finger seines langjährigen Pianisten Christoph Israel. Die Reduzierung steht den Stücken dabei gut, erklingen sie so doch in einem weit intimeren Rahmen und erlauben ein differenzierteres Spiel mit jener ganz besonderen Mischung aus Operetten-, Chanson- und Sprechgesang, die in den „Goldenen Zwanzigern“ so populär war und die heutzutage keiner so beherrscht wie Raabe.

Er singt mit einer unvergleichlichen Nonchalance, selbst wenn seine Stimme dabei in beträchtliche Höhen klettern muss, so wie etwa bei „Ninon“. Dieses Lied sorgt ohnehin für eine Überraschung: Ja, Max Raabe singt auch englisch. Und kurz darauf russisch. „Fremdsprachen erlauben es dem Publikum, die Fantasie schweifen zu lassen“, wenn auch, betont er dann, die Vorstellung, dass es sich bei besagter russischer Weise vielleicht doch um die Geschichte von acht nackten Schwestern und neun wilden Ulanen handelt, leider der Ernüchterung weichen muss.

Derart absurde Pointen liefert Raabe überaus gerne, wenn auch stets mit perfekter Haltung, so dass das schelmische Grinsen lediglich als feiner Unterton in der Stimme vibriert. Reicht aber auch. Das Publikum lacht nur umso lauter und spendet am Ende stehende Ovationen für ein kongeniales Duo, das der Weimarer Republik ein würdiges, charmantes und pfiffiges Denkmal setzt.

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