Konzert Max Emanuel Cencic singt am 25. Dezember in der Philharmonie

Köln · Es sei schön zu erleben, dass es mittlerweile viel mehr Möglichkeiten für Countertenöre gebe, sagt der Sänger Max Emanuel Cencic. Bestes Beispiel dafür ist die Aufführung der Oper "Artaserse" des italienischen Barockkomponisten Leonardo Vinci, deren Inszenierung im vergangenen Jahr im französischen Nancy er initiiert hatte und die vor einem Jahr als konzertante Version auch in Köln zu erleben war.

 Ein Leben für den Gesang: Max Emanuel Cencic.

Ein Leben für den Gesang: Max Emanuel Cencic.

Foto: Promo

Die vom Kölner Publikum begeistert aufgenommene Oper ist ausschließlich mit Männerstimmen besetzt, ein Tenor und fünf Countertenöre. Ein gewagtes Unternehmen, dessen Umsetzung sich in früheren Jahren kein Opernintendant getraut hätte. "Mit Artaserse haben wir etwas losgetreten, worauf viele gewartet haben", sagt Cencic. Bevor die ungewöhnliche Produktion am 4. März noch einmal an der Kölner Oper zu erleben ist, wird Cencic am ersten Weihnachtstag (25. Dezember, 18 Uhr) zusammen mit Concerto Köln in der Philharmonie gastieren und einen reinen Barockabend gestalten, mit Werken von Georg Friedrich Händel, Antonio Vivaldi und Alessandro Scarlatti.

Der 1976 in Kroatien geborene Cencic singt, solange er denken kann. Bereits als Sechsjähriger verzauberte er sein Publikum mit einer brillanten Darbietung der Arie der Königin der Nacht. Bei den Wiener Sängerknaben nahm man das Talent gerne auf. Seit 2001 singt er im Counterfach und arbeitet von Beginn an mit den besten Dirigenten der Alte-Musik-Szene zusammen: René Jacobs, William Christie, Alan Curtis und Diego Fasolis sind da nur einige Namen.

Dass die Countertenöre in vergangenen Zeiten eher als exotische Pflanzen im Operngarten wahrgenommen wurden, führt Cencic auf die eingefahrene Repertoirepolitik der meisten Häuser zurück. "Wenn man nicht die Chance bekommt, irgendwo aufzutreten und die richtigen Rollen zu singen, kann man so gut sein, wie man will", meint Cencic. Mittlerweile gebe es ein Umdenken. Für ihn hält die Operngeschichte noch viele Überraschungen wie den Artaserse bereit. "Das Repertoire des 17./18. Jahrhundert birgt noch viele Schätze. Man muss nur den Mut haben, das auch aufzuführen."

Dem Sänger mit der glockenreinen Stimme ist durchaus klar, dass nicht jedes Werk den künstlerischen Rang einer reifen Mozart-Oper habe. Doch das müsse sie auch gar nicht. "Es wäre doch auch absurd, die Opern von Aribert Reimann mit dieser Begründung nicht aufzuführen", sagt er. Trotz der wachsenden Akzeptanz ist es immer wieder mit sehr großen Anstrengungen verbunden, Produktionen weniger bekannter barocker Meister auf die Bühne zu bringen, Musiker zu finden, Sänger und vor allem Intendanten, die sich trauen, so etwas ins Programm zu nehmen.

Das erhöht freilich den Druck bei der Realisierung größerer Projekte. Einen Misserfolg kann er sich da nicht leisten. In jeder Vorstellung müssen alle Beteiligten hundert Prozent Leistung auf die Bühne bringen. "Die Qualität ist ja die Grundvoraussetzung", sagt er. "Wir opfern unser Leben der Perfektion. Den Erfolg kann man aber nur haben, wenn man alles gibt. Dieses Leben ist, glaube ich, nicht unbedingt beneidenswert."

Karten für das Konzert am 25. Dezember, 18 Uhr, in der Kölner Philharmonie gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Zum Thema
Aus dem Ressort