Kopfsalat im Kreaforum Matthias Brodowy eröffnete die 26. Kabarett-Tage

SWISTTAL-MORENHOVEN · Matthias Brodowy hat am Freitag die 26. Morenhovener Kabbarettage eröffnet. Und man tut dem Kabarettisten und Musiker aus Hannover sicher kein Unrecht, wenn man feststellt, dass er seit seinen Gastspielen dort 2001, 2003 und 2005 noch einmal einen gewaltigen Satz nach vorn gemacht hat.

Was an dieser Stelle arg pädagogisch "rüberkommt" meint allerdings nichts anderes als dass Brodowys "Kopfsalat" - so der Titel seines aktuellen Soloprogramms - ausgesprochen appetitlich angerichtet und delikat gewürzt wird.

Vorausgesetzt, der Mann kommt mit heiler Haut auf die Bühne. Was beileibe keine Selbstverständlichkeit ist, wie Brodowy mit sichtbarem Vergnügen am Klavier resümiert. Mit seiner Serie von Pleiten, Pech und Pannen in den Hotelzimmern dieser Republik hat der sympathische Hannoveraner exakt den Nerv seiner Morenhovener Zuschauer getroffen: von den aus Versehen quer über den Badezimmerboden ausgestreuten, losen Rasierklingen bis zu den Karten (wo sind bloß die schönen alten Hotelzimmerschlüssel geblieben?), mit denen man auf dunklen Fluren die Zimmertür zu öffnen versucht, um anschließend wieder im Finstern zu stehen. Für das Licht im Zimmer bräuchte man ja besagte Karte ...

Einen sicheren Instinkt beweist Brodowy auch mit seiner Kritik über eine Gesellschaft, in der Worte wie "Gutmensch" oder "Tagträumer" despektierlich klingen: "Ich finde, das sagt Einiges über uns aus." Dieser Ernüchterung begegnet er selbst als bekennender Chaot. Wobei ihm zugutekommt, dass das bis heute noch etwas Genialisches in sich trägt. Und Matthias Brodowy ist auf dem besten Weg dorthin. Stets auf Augenhöhe mit dem Publikum; ohne erhobenen Zeigefinger und ohne unbedingt schlauer sein zu müssen als alle anderen zusammen. Das tut gut. Das hat Applaus verdient.

Gestern Abend sind Ulan & Bator mit der Morenhovener Lupe ausgezeichnet worden. Ein ausführlicher Bericht folgt.

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