Mathias Tretters feines Gespür für Wortspiele

BONN · Mathias Tretter trat im ausverkauften Haus der Springmaus in Bonn auf.

Was tun, wenn man das Gefühl hat, die Zeit verfliege immer schneller? Gerade an einem Tag wie heute. Mathias Tretter, einer der vielversprechendsten jungen Politkabarettisten, hätte da ein paar Ideen. Die Zuschauer seines Jahresrückblicks im ausverkauften Haus der Springmaus wissen nunmehr, was kommt.

Für alle anderen nur so viel: Zahnarztbesuche, die Dossiers einer donnerstags erscheinenden Wochenzeitung aus Hamburg und die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin sind ein probates Mittel, die Stunden nach Belieben zu dehnen. "Heestern" nennt er das, mit einer augenzwinkernden Verbeugung vor dem kürzlich verstorbenen Schauspieler und Sänger.

Jeden Monat ein neuer Rettungsschirm

Ansonsten hält sich Tretters professionelle Begeisterung über das auslaufende Jahr 2011 arg in Grenzen. Jeden Monat ein neuer Rettungsschirm, der irgendwo aufgespannt wird: "Demnächst hat jeder einzelne Euro seinen eigenen." Ob die Wiedereinführung der D-Mark das Problem löst? Oder nicht lieber gleich eine neue Währung namens M(a)erkel. Pikant, wenn Tretter sich das in einer Tabledance-Bar vorstellt, und aus dem Strumpfband blitzt das Konterfei der Namensgeberin.

Überhaupt hat der Wahl-Leipziger mit bayerisch-katholischem Migrationshintergrund ein ausgesprochenes Faible für ebenso plastische wie pointierte Beschreibungen. Und lässt sein Publikum mit Genuss an seinen Überlegungen und Schlussfolgerungen teilhaben. Kurzum: An diesem Abend stimmt alles. Tretter besitzt ein feines Gespür für Wortspiele. So ist selbst Karl-Theodor zu Guttenberg für ein Bonmot zu haben, "obwohl wir ihn doch eigentlich schon abgeschrieben hatten". Fügt Tretter hinzu und lächelt süffisant. Auf Plagiate kann einer wie er doch gut und gern verzichten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort