Maskenball und großer Krieg am Bonner Theater

Generalintendant Klaus Weise und der neue Generalmusikdirektor Stefan Blunier stellen den Spielplan für die Saison 2008/2009 vor

Maskenball und großer Krieg am Bonner Theater
Foto: Horst Müller

Bonn. Irgendwie hatte man sich in den vergangenen fünf Jahren an das Bonner Theatertriumvirat Klaus Weise, Roman Kofman und Johann Kresnik gewöhnt, wenn sie das neue Saisonprogramm vorstellten.

Nach dem Wegfall der Sparte Tanz ist diese Gruppierung zum Duo geschrumpft, und das in neuer Besetzung: Stefan Blunier, Bonns designierter Generalmusikdirektor, saß nun bei der Vorstellung der Saison 2008/2009 erstmals neben Generalintendant Weise.

Der Personalwechsel in der Leitungsebene des Theaters bleibt auch in den anderen Etagen nicht ohne Konsequenzen. Für die künstlerische Betriebsdirektorin Constanze Könemann kehrt Christian Firmbach nach Bonn zurück, der in den vergangenen Jahren unter Blunier die gleiche Position in Darmstadt innehatte.

Auch neue Sänger hat Blunier bereits verpflichtet. Die Mezzosopranistin Daniela Denschlag wurde von der Wiener Staatsoper abgeworben, die Sankt Petersburger Koloratursopranistin Julia Novikova wechselt von Dortmund nach Bonn, ebenso der Spieltenor Tansel Akzeybek und der Bassist Ramaz Chivikadze. Auch der georgische Tenor George Oniani und der New Yorker Bariton Lee Poulis ergänzen das Bonner Ensemble.

Zudem werden für extreme Partien Gäste engagiert. Dazu gehört Barbara Schneider-Hofstetter als "Elektra". Richard Strauss' Oper hat im Januar 2009 Premiere und ist die erste Opernarbeit Bluniers an seiner neuen Wirkungsstätte. Regie führt Klaus Weise. Die Dresdner Uraufführung datiert genau 100 Jahre früher, worauf man in Bonn besonderen Wert legt. "Wir sind schon sehr ambitioniert, sie auch um dieselbe Uhrzeit aufzuführen", sagt Blunier mit leichtem Schweizer Zungenschlag.

Das Angebot der sechs Premieren im Großen Haus reicht von Barock (Vivaldis "Orlando") über Mozart ("Entführung") bis zu unbekannteren Werken des frühen 20. Jahrhunderts (Szymanowskis "Król Roger"), wobei laut Blunier immer zwei Gastdirigenten für stilistische Vielfalt sorgen sollen.

Aktuell sind dies der Barockspezialist Ruben Dubrovsky und Will Humburg, die Eröffnungspremiere - Verdis "Maskenball" - dirigiert. Erich Wächter, bislang ständiger Gastdirigent der Bonner Oper, kehrt nur einmal zum Neujahrskonzert nach Bonn zurück. Bei den Regisseuren tauchen vertraute Namen wie Dietrich Hilsdorf nicht mehr auf, dafür kommt die jüngere Generation stärker zum Zuge.

Neuerungen sind die Einführung konzertanter Opernaufführungen, und der Umzug der Familienkonzerte in die Oper. Kinderoper gibt's auch wieder, und BonnChance! findet nach dem Auszug aus der Bundeskunsthalle mit Juan Allende-Blins "Des Landes verwiesen" im Alten Malersaal eine neue Heimat.

Auch im Schauspiel kündigen sich einige neue, junge Gesichter an: Franziska Hartmann, die bereits in diversen TV-Krimis zu sehen war, und Philine Bührer sowie Oliver Chomik. Dass es in der nächsten Saison trotz Einsparungen dennoch sieben Premieren in den Kammerspielen geben wird, ist nur durch eine Kooperation mit den Ruhrfestspielen möglich.

Von dort kommt David Mouchtar-Samorais Inszenierung der "Glasmenagerie". Klaus Weise selbst inszeniert die Uraufführung "Tasmanien" von Fabrice Melquiot, das eine Episode aus dem Leben Nicholas Sarkozys zum Inhalt hat.

Nicht in den Kammerspielen inszeniert er die Szenenfolge "Über das Töten", die Weise als "theatralische Begegnung mit dem Gelände der Halle Beuel" bezeichnet. Die freie Szene findet ihr Forum wieder in den Reihen "Quatsch keine Oper" und "Jazz in der Oper"

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