Serie "100 Köpfe: Wir sind Bonn" Markus Schimpp: Freche 20er-Jahre Chansons

BONN · Was an diesem sonnigen Morgen sein Lieblings-Chanson ist? Markus Schimpp grinst und greift schon in die Tasten seines Klaviers. "Hüte dich vor zu jungem Gemüse", singt er schmelzend seinen Geschlechtsgenossen ins Gewissen. "Lass die Finger weg von unreifem Obst", kommt süffig hinterher.

Hat das Rheinland in sein Herz geschlossen: Markus Schimpp tritt häufig in der Region auf. Demnächst werden Kreuzfahrtgäste auf dem Rhein seine Chansons hören können.

Hat das Rheinland in sein Herz geschlossen: Markus Schimpp tritt häufig in der Region auf. Demnächst werden Kreuzfahrtgäste auf dem Rhein seine Chansons hören können.

Foto: Mark Leonhard

Der Mann, der in seinen Bühnenprogrammen nur allzu gerne die berühmten Kabarett-Chansons und Schlager von Otto Reuter, Friedrich Holländer und Karl Valentin bis zu Georg Kreisler präsentiert, hat seit Jahren auch jede Menge Eigenkompositionen im Köcher. Wie eben den Song von der Passion fürs junge Gemüse. Mit pianistischer Brillanz und gut geschulter Baritonstimme, aber eben auch mit dem gewissen Etwas des charmanten, den feinen Witz pflegenden Entertainers zelebriert der Maestro das Lied mit Wonne.

Die folgenden Fragen beantwortet der Sohn einer Augsburger Bäckersfamilie ("Deshalb bin ich auch ein Frühaufsteher") wie aus der Pistole geschossen. Beruf? "Ich bin Moderator oder Conférencier. Und Sänger. Mit meinen Kompositionen gehe ich jetzt nicht so hausieren." Größe? "1,87 Meter."

Alter? "Oh, ich werde in zwei Monaten 50." Ein leichtes Stöhnen. Familienstand? "Ledig." Hobbys? "Na, ich habe mein Hobby Musik zum Beruf gemacht. Ich koche und backe aber auch sehr gerne. Asiatisch oder schon mal eine selbst gemachte Pizza." Lieblingslektüre? "Tucholsky", antwortet der Künstler. Was klickt er im Internet am liebsten an? Kurze Pause. "Tagesschau.de. Die Nachrichtenportale frage ich mehrmals täglich ab." Und was ist seine größte Leidenschaft? Jetzt kommt ein lachendes: "Wieder die Musik" über den Tisch.

Den richtig breiten Augsburger Dialekt habe er abgelegt. "Der kommt nur automatisch, wenn ich mit meiner Mutter telefoniere." Aber sein "R" rolle er doch noch tüchtig, oder? Der Künstler lacht. "Das habe ich kultiviert, weil es zu meinen 20er-Jahre-Liedern passt." Er wollte Musiklehrer werden, studierte auf Lehramt. Daneben hatte er den Traum, auf der Bühne als klassischer Liedbegleiter zu reüssieren. "Strauß, Brahms, Schubert und so was." In der Abschlussprüfung begleitete er einen Kammersänger der Hamburger Staatsoper.

Und wie wechselte er vom Begleiterstuhl zur Solokarriere? Weil die Branche auf ein Video aufmerksam wurde, das ihn als Chansonsänger und Entertainer zeigte. 1993 biss das bekannte Frankfurter Varietétheater Tigerpalast an. Weitere Engagements an großen Bühnen wie dem Berliner Wintergarten folgten - und der Herr Musiklehrer fand zum Traumberuf.

"So oft, bis du mich Liebling nennst" und "100 Jahre Deutsches Kabarett-Chanson" heißen eigene Programme. Seit 1999 komponiert Schimpp auch Werke für Artisten, bildende Künstler, sowie Kabarettchansons für das Duo PinkMoll.

Und wie kam er nach Bonn? Schimpp lächelt. "Der Liebe wegen." Mit seiner damaligen Partnerin begann er, auch das Rheinland in sein Herz zu schließen. So dass Bonn inzwischen zu seinem Lebensmittelpunkt geworden ist, von dem aus er mit wunderschönen Melodien und schrägen Texten sein Publikum verzaubert.

Das findet der 49-Jährige derzeit in Theatern und auf den großen Kreuzfahrtschiffen. In Kürze beginnt die Flussschifffahrt: Schimpp wird zwischen Gent und Mainz auf dem Rhein unterwegs sein - also vielfach in Bonn winken können. Und in der Region mit weiteren Engagements auf Bühnen und bei Galas präsent sein.

"Männer, das weiß jeder, wollen nur das Eine, schlanke Hüften, lange Beine, Pfirsichhaut, Riesen-Oberweite, möglichst nichts im Kopf", singt der Künstler zum Schluss noch mal den kecken Song vom jungen Gemüse an. "Aber auch die Reifen, die haben Süße. Die haben Klasse", schiebt Schimpp flott noch hinterher. Donnernd antworten die Akkorde auf dem Klavier. "Also hör' auf meinen Rat und mach dir einen Obstsalat."

Typisch bönnsch

Das sagt Markus Schimpp über Bonn:

An Bonn gefällt mir die Kultur, die Lage, für mich die perfekte Größe und natürlich der Rhein.

Typisch bönnsch ist für mich: die vielen Zugereisten, die nicht mehr wegwollen.

Mein liebster Platz ist der Kreuzgang neben dem Münster.

An Bonn vermisse ich nur ein Beethoven-Festspielhaus.

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