Videonale-Parcours Manches ist witzig, manches elitär

Seit letztem Jahr hat die Bonner Videonale ihren Aktionsradius über das Festivalprogramm und die große Ausstellung im Kunstmuseum hinaus erweitert und ist seither auch an etlichen Nebenschauplätzen in der Stadt vertreten.

 Das textbasierte Video "Ist alright sugar revisited" von Max Grau ist im Kunstverein zu sehen.

Das textbasierte Video "Ist alright sugar revisited" von Max Grau ist im Kunstverein zu sehen.

Foto: Gudrun von Schoenebeck

Ein Besuch dieses Videonale-Parcours, der in neun Stationen von Kessenich über das Landesmuseum bis ins Macke-Viertel führt, lohnt sich auf jeden Fall. Alle der 19 gezeigten Videos im Parcours stammen von Studenten aus einer der Kunsthochschulen in Stuttgart, Köln und der Saar und man darf einige Entdeckungen machen, die noch lange nachhallen.

Wie das Video, das Alisa Berger auf einer Reise im Schlafwagen durch die Ukraine gemacht hat und das als Studie über die Diskrepanz zwischen politischen und privaten Verhältnissen gelesen werden kann. Dass die Arbeit im Basecamp, dem wahrscheinlich derzeit coolsten Hotel in Bonn, und dort in einem Zugabteil zu sehen ist, gibt ihr eine zusätzliche Intensität.

Ein geradezu von Ironie und absurdem Theater triefendes Projekt stellt Bastian Hoffmann im Landesmuseum vor. In vier, wenige Minuten dauernden Filmen erklärt er, wie man eine permanente Pfütze in die Natur baut, eine Kerze aus einer geschmolzenen Kerze herstellt oder aus einem Stück Holz ein Stück Pressholz macht. Hoffmanns täuschend echte Parodien auf die unzähligen Do-it-yourself-Videoanleitungen, die es im Web 2.0 gibt, sind zugleich hochkomisch und bitterernst.

Das 45-minütige Video von Daniela Risch in der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung zielt dagegen auf eine atmosphärische Langzeitbeobachtung. Hier geht es um die Veränderungen der Gebäude, der Landschaft und der Bewohner einer Dresdner Plattenbausiedlung. Die ruhigen Einstellungen, in denen an sich wenig passiert, liefern dennoch markante Bilder und eine Projektionsfläche für eigene Gedanken. Ein ungewöhnliches, sehr lebendiges Familienporträt zeigt Natalie Brück in ihrem Video "Are we all in the picture?" - Sind wir alle im Bild? Die Künstlerin und ihre Eltern zwängen sich darin in blaue Müllsäcke, um anschließend gemeinsam vor der Kamera zu posieren. Man sieht in eine leergeräumte Zimmerecke, hört Kameraanweisungen von anderen Familienmitgliedern und wird Zeuge eines sehr privaten Momentes zwischen vertrauten Menschen.

Eine Anmerkung muss man allen potenziellen Besuchern des Parcours allerdings noch mit auf den Weg geben - und das gilt gleichermaßen für die Videonale selbst. Wer des Englischen nicht einigermaßen gut mächtig ist, sollte entweder eine hohe Frustrationstoleranz mitbringen, oder gleich ganz zu Hause bleiben. Nicht alle, aber der überwiegende Teil der Videos erschließt sich nur mit Englischkenntnissen. Das hat zweifellos mit der internationalen Ausrichtung der Video-Biennale zu tun und ist auch den einzelnen Videos nicht anzulasten. Aber die Frage, inwieweit zeitgenössische Videokunst einen elitären Kunstbegriff fördert, sollte man nicht aus den Augen verlieren.

Der Videonale-Parcours läuft bis zum 22.3. Informationen zu allen neun Spielstätten gibt es unter v15.videonale.org

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