Malerin von Hasselbach erhält Bonner August-Macke-Medaille

Wenn das Meer im Sand versinkt

Malerin von Hasselbach erhält Bonner August-Macke-Medaille
Foto: Franz Fischer

Bonn. Eine Hommage an August Macke, das war die erste Idee für die Ausstellung "Alles im Fluss" im Künstlerforum. Schließlich präsentiert sich Tinka von Hasselbach dort als neue Trägerin der Bonner August-Macke-Medaille.

Die Malerin ließ sich von Mackes Bild "Am Rhein bei Hersel" von 1908, das im Kunstmuseum hängt, inspirieren: In fast horizontalen Schichten baut es sich auf, vorne ein grünes Rasenstück, dann das mit weißen Reflexen durchsetzte blaugraue Wasser, schließlich am Horizont Gelb und Grün; zwischen Land und Wasser vermitteln vier hingetupfte Büsche.

August-Macke-MedailleDie Bonner August-Macke-Medaille ist undotiert und wird alle zwei Jahre als Anerkennung für das Gesamtwerk vergeben. Tinka von Hasselbach, 1939 in Bonn geboren, hat in Stuttgart, Karlsruhe und Köln studiert, war 1964 bis 65 in der Villa Massimo in Rom, erhielt 1996 den Kunstpreis der Stadt Bonn, hat internationale Ausstellungen vorzuweisen. Die Medaille wird ihr von Bürgermeisterin Angelika Maria Kappel am Sonntag, 12 Uhr, im Künstlerforum übergeben. Die Laudatio hält Irene Kleinschmidt-Altpeter vom Kunstmuseum.

"Es war faszinierend zu sehen, das das heute noch so aussieht", sagt Tinka von Hasselbach, hundert Jahre nachdem Macke diesen Blick hatte. Die Malerin näherte sich dem Thema zunächst fotografisch, so wie sie ihre übrigen Felder und Serien recherchiert, ob die nun im Tessin oder am Ganges, am Atlantik oder eben vor der Haustür liegen.Von der Macke-Idee blieb in der Ausstellung wenig mehr als ein Block von Fotos, die gelb-blühendes Unkraut zeigen. Schon in der nächsten Arbeit geht es vom Rhein an die Sieg, von der Fotografie zum Video, das Farbspiegelungen auf der Wasseroberfläche festhält - ein lebendiges abstraktes Bild. Bei Tinka von Hasselbach ist immer alles im Fluss. Und so wundert man sich nicht, wenn man nach Rhein und Sieg im großen Raum des Künstlerforums beim Atlantik landet. Und endlich auch bei der Malerei.

Mit Worten ist nur unzulänglich zu beschreiben, was die Malerin auf der Leinwand veranstaltet: Von oben lässt sie Farbe, reine Pigmente die Leinwand herunterfließen, Schicht um Schicht bildet sich. Ein feines Relief entsteht, das dem Bild etwas Körperhaftes und zugleich Unwirkliches gibt. In ihren ganz neuen Bildern wiederholt sie ein oft beobachtetes Strandphänomen: Wie die Welle bricht, auf dem Sand ausläuft und dann versickert.

Dieses Schauspiel wird durch den wechselnden Lichteinfall auf die Goldocker- und Silber-Pigmente der Leinwand lebendig. "Ich male genau den Augenblick, in dem ganz viel Licht auf der Oberfläche liegt", sagt sie. Im Künstlerforum konfrontiert Tinka von Hasselbach die Atlantik-Impressionen mit dem intensiven Indigo- und Kobaltblau der "Lago"-Bilder. Die Werke können auch leicht daherkommen wie ein Nebelschleier über dem Lago Maggiore.

Die Reise geht weiter zu einem meditativen, tonlosen Wasserfall-Video aus dem Tessin und - als denkbar größten Kontrast - zu den Vulkanbildern, die mit aggressiven Schwefeltönen aufwarten, aber auch mit warmem Orange. Diese Bilder entstanden in Sizilien, sind mit Eitempera gemalt. Tinka von Hasselbach streut zwischen ihre Bilder, zu denen giftige Farbexperimente gehören, aber auch ein fast monochromes, ruhiges, flächiges Rotbild, das anlässlich des Bonner Kunstpreises 1996 entstand, Fotografien aus der Natur.

"Ich bin zwar Malerin, aber ich fotografiere seit 40 Jahren", sagt sie. Ein Blick in die gerade erschienenen Editionen zeigt, dass sie auch auf diesem Feld immer besser wird. Längst sind Foto und Video mehr als bloße "Skizzen" für die Malerei, als die sie Tinka von Hasselbach stets bezeichnet. Sie haben ein Eigenleben entwickelt, wie auch die Malerei immer differenzierter und spannender wird. Man spürt in jedem Bild: Alles im Fluss.

Künstlerforum Bonn, Hochstadenring 22-24. Eröffnung Sonntag, 10. Januar, 12 Uhr; Künstlergespräch mit Susanne Grube und Besuch des Macke-Hauses am 17. Januar, 15 Uhr; Finissage 31. Januar. Di-Fr 15-18, Sa 14-17, So 11-17 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort