Nacht der Kirchen in Rheinbach Malerei, Musik und wahre Helden

RHEINBACH · Die ganze Bandbreite kirchlicher Angebote aller Rheinbacher Gemeinden ist in der "Nacht der Kirchen" am Samstag aufgeblättert worden. Die zahlreichen Besucher konnten sich spirituell-musikalisch inspirieren oder über sozial-politische Aktivitäten informieren lassen und wurden mit schmackhaften Häppchen und Getränken versorgt.

 In der Kirche Sankt Martin erfreuten sich die Besucher an einem Trompetenkonzert.

In der Kirche Sankt Martin erfreuten sich die Besucher an einem Trompetenkonzert.

Foto: Wolfgang Henry

Unter dem Titel "Gold in der JVA" zeigte die evangelische Gemeinde in der Gnadenkirche Bilder von Häftlingen aus dem Rheinbacher Gefängnis. Inspiration für die Maler waren Zeichen auf antiken Goldgewichten der Ashanti in Ghana.

Beim anschließenden "Forum VIPs in Rheinbach" stellte Pastor Andreas Hildebrandt in filmischen Interviews drei "Heldinnen" aus dem sozialen Betreuungsangebot der evangelischen Gemeinde vor. Andrea Kleinfeld von der Hospiz-Betreuerinnen-Gruppe schilderte, wie sie Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet.

Für die Essensausgabe beschrieb Nelly Witting, wie alleinerziehende Mütter und bedürftige Rentner und Arbeitslose mit Lebensmitteln versorgt werden. Claudia Reissner von der Jugendhilfe erläuterte, wie erfolgreiche Wiedereingliederung verlaufen kann. Live führte Pastor Hildebrandt ein ungewöhnliches Interview mit Bürgermeister Stefan Raetz. Auf die Frage, was ihn dankbar mache, wenn er durch die Stadt gehe, antwortete Raetz, dass es vor allem die Kinder seien. Sie verbreiteten in ihrer Unbeschwertheit positive Stimmung.

Ein Shuttlebus verband die Schauplätze. Im Gemeindezentrum der katholischen Kirche Sankt Martin stellte die Studentin Ulrike Peisner unter dem Motto "Wortgewand" die Geschichte der Arche Noah in Form eines Slam-Poetry-Textes vor: "Und so verendete alles Leben in der Flut, bis auf die in der Arche, denen ging es gut".

Über Peisners Verbindung von eigenen Versen mit Psalm 139 äußerten sich die Zuhörer besonders beeindruckt. Die junge Autorin verhehlte nicht, dass sie mit dem darin beschriebenen "Hass auf die Gottlosen" Schwierigkeiten habe. "So wie Sie es gebracht haben, kannte ich es noch nicht", merkte eine Zuhörerin an.

In der Krypta der Sankt-Martin-Kirche nahmen sich unterdessen Frauen "Zeit für mich - Zeit für Gott" bei einer Andacht zum Innehalten und Auftanken. Oben im Kirchenraum setzte der Musiklehrer und Organist Herbert Vennemann unter dem Motto "Hommage à..." Orgelwerke der Romantik und der Moderne zueinander in Beziehung.

Kaum waren die letzten Töne aus Werken von Liszt und P. Eben auf die Zuhörer niedergeprasselt, musste Vennemann schon zu seinem nächsten Auftritt in der Kapelle des Sankt-Joseph-Gymnasiums eilen. Dort spielte er ruhigere Stücke etwa von Cabezón. Er untermalte damit eine kunsthistorische Führung der Pädagogin Angela Mainka. Sie klärte wortgewandt und temperamentvoll über Architektur und Geschichte der Kapelle auf, in der eine reizvolle Spannung zwischen Barock und Jugendstil herrscht.

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