Ausstellungen bei Radicke und im Frauenmuseum Märchenhafte Kinderwelt

Ausstellungen in der Galerie Radicke in Sankt Augustin und im Bonner Frauenmuseum. Ein ausgeklügeltes Präsentationskonzept und ein transkultureller Dialog.

 Hoch den Fisch: Momentaufnahme aus der Galerie Radicke.

Hoch den Fisch: Momentaufnahme aus der Galerie Radicke.

Foto: Christina zu Mecklenburg

Galerie Radicke:Mit einem ausgeklügelten Präsentationskonzept zufällige Berührungsflächen zwischen kontroversen Arbeits- und Gedankenwelten herauszuschälen, zählt zu den Wahrzeichen der Galerie Radicke. Auf diese Weise greifen stets fantasieschwangere und kraftvolle Inszenierungen von Bildern und Skulpturen, wo der Galeriegast unweigerlich zum Entdecker von vermeintlichen Parallelitäten (Themen, Motive, Farben, Strukturen) mutiert.

Das jüngste Paradebeispiel dafür liefert ein vergnüglich und nachdenklich gestimmtes Rendezvous mit dem Zeichner und Maler Andreas Noßmann (Brühl) und dem bewährten Bildhauerduo Tamara Suhr und Peter Hermann (Ludwigshafen). Im Vordergrund des sehenswerten Projekts steht die menschliche Gestalt im Spiegel von wirklichkeitsnahen Porträts, Milieustudien, szenischen Darbietungen sowie im Spiegel von modellierten Generationen, Geschlechtern und suggerierten Situationen.

Weitere Blickpunkte bilden Städteimpressionen (etwa Hamburg, Venedig), poetisch gefärbte Naturdiskurse. Im kleinen Saal scheint sich der freie Dialog von Blei- oder Farbstiftzeichnungen und Lindenholz- oder Bronzeskulpturen an Sujets wie Literatur, Musik, sportiven Leistungen sowie an existenziellen Befindlichkeiten zu entzünden. „Magic Moments“ (Bildtitel) evozieren allenthalben die pointierte Psychologisierungskunst (etwa von Schwächen, Lastern) des an der Wuppertaler GHS Universität ausgebildeten Noßmann und der stille, unschuldige Charme der geradezu märchenhaften Kinder- und Jugendwelt des der Düsseldorfer Meisterklasse von Bernd Altenstein entsprungenen Bildhauerpaares. Christina zu Mecklenburg

Galerie Radicke, Eisenachstr. 33, Sankt Augustin, bis 31. August. Besuch nach Vereinbarung: 0 22 41/ 33 57 73.

Frauenmuseum. Wie bereichernd ein transkultureller Dialog ausfallen kann, das macht das anspruchsvolle Projekt „Living in Work – Multiple Lebenslagen“ deutlich. Das von vier Malerinnen bestrittene Gastspiel aus der Bonner Partnerstadt Chengdu, eine sehenswerte Darbietung von kontroverser Ölmalerei, haben Kuratorinnen Wendy Hack (Frauenmuseum Bonn) und Xiong Wei (Chefin des Blue Roof Museums) aufgestockt durch starke Auszüge aus dem vorausgegangenen Frauenmuseumsprojekt „With Greetings From Home“ (Chengdu, 2014). Die Antwort darauf sind abstrakte oder gegenständliche Auseinandersetzungen mit Schwerpunkten wie Heimat, Alltag und Gesellschaft, Natur schlechthin, Auflösung und Erneuerung, Leben und Tod.

Informelle und impressionistische Bildsprachen treffen sich in den spirituell grundierten Naturreflektionen von Wei (Jahrgang 1965). Den Gegenpol hierzu bilden die in der Pop-Art gründenden, wild durcheinandergewürfelten Alltagsdramen und Traumwelten einer Xiong Lijun (Jahrgang 1975). Zwischen Paralyse, Isolation und dem Traum von Vitalität und Freiheit bewegen sich die fahlgrauen Fantasievogelporträts von Yang Liu (Jahrgang 1982). Das Verrinnen der Zeit, Verfall und Wachstum macht Kang Ni (Jahrgang 1983) nachvollziehbar in historischen Architekturen und einer charmanten Plantage von Stachelgewächsen. „Selbst ein Kaktus wächst“, beteuert das Nachwuchstalent.

Frauenmuseum, Im Krausfeld 10, bis 10. Juli. Di-Sa 14 bis 18 Uhr, So 11 bis 18 Uhr. Katalog: fünf Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort