Kreaforum in Swisttal Lupe-Preisträger Ulan & Bator zeigten ihr Programm "Wirrlichkeiten"

SWISTTAL-MORENHOVEN · Dass er eines Tages direkt im Nachbarort einen der ältesten und bekanntesten Preise der deutschsprachigen Kabarett- und Kleinkunstszene entgegennehmen würde, das hätte Sebastian Rüger wohl kaum für möglich gehalten, als er seinerzeit in Rheinbach-Flerzheim aufgewachsen ist.

 Ausgezeichnet: Ulan & Bator sind die diesjährigen Gewinner der Morenhovener Lupe.

Ausgezeichnet: Ulan & Bator sind die diesjährigen Gewinner der Morenhovener Lupe.

Foto: Roland Kohls

Nach Morenhoven führte ihn der "Umweg": über die Essener Folkwangschule - wo er 1990 im Schauspielstudium auch Frank Smilgies kennenlernte - über Osnabrück Düsseldorf und Karlsruhe. 2001 taten sich Smilgies und Rüger zusammen, um sich den einprägsamen Namen Ulan & Bator zu geben und statt fremder Texte fortan die eigenen auf die Bühne zu bringen. Mit Erfolg, der bei der Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises am 13. März 2011 in Mainz belohnt wurde - eine Auszeichnung, die in der Szene ähnlich hoch gehandelt wird wie ein Academy Award.

Und weil sich dort, wo schon ein Preis ist, auch gern ein zweiter hinzugesellt, besitzen die beiden seit Sonntagabend je ein Exemplar der Morenhovener Lupe. Die Auszeichnung gebührt ihnen für einen mitunter ganz schön schrägen Vortragsstil und sprachliche Akkuratesse, die gern auch philosophische Höhen streift. Kostprobe gefällig? "Wenn man Ohren sehen kann, warum kann man Augen dann nicht hören?"

Oder "Darf man als Pazifist die Zeit totschlagen?" Wir wissen darauf keine Antwort. Was sich aber mit Fug und Recht sagen lässt, ist, dass an einem Abend mit Ulan & Bator die Zeit gar nicht lang genug werden kann. Zugegeben: Eingängige Comedy zum Schenkelklopfen sieht anders aus als das, was die beiden dort rund zwei Stunden lang auf der Bühne des Morenhovener Kreaforums zeigten.

Ein größeres Kompliment kann man ihnen jedoch schwerlich machen. Denn wer sich auf sie einlässt, wird ein aberwitziges Vergnügen mit ihnen haben. Begonnen bei den gestrickten Bommelmützen, die nach allen Regeln der Kunst mit den gedeckten Anzügen brechen. Noch verrückter ist bloß, dass man sich im Laufe des Abends namens "Wirrlichkeiten" an die eigensinnige Kopfbedeckung gewöhnt; dass sie in einer Szene wie dem "größten Sockenkaufhaus der Welt" den absurden Spaß bestärken und im Dialog des Marquis de Posa mit König Philipp plötzlich wie ein Relikt aus der Ära des gestrengen spanischen Hofzeremoniells wirken.

"Sire, geben Sie Gedankenfreiheit." Keine Sorge, die herrscht unter diesen Mützen ganz gewiss. Das sieht mal wie lustvolle Anarchie aus oder nach dem großen wissenschaftlichen Durchbruch. An einem aber lassen die beiden zu keiner Zeit auch nur den geringsten Zweifel: Sie haben ihr Handwerk gelernt. Und der Umweg nach Morenhoven war dies mehr als wert.

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