Ludwig van, der Feuertrunkne

Das Bonner Beethoven-Haus stellt das Programm für die kommende Saison vor - Neben dem Hauskomponisten, neuer Musik und Jazz huldigt man insbesondere der Musik Antonin Dvoraks

  Musik fürs Beethoven-Haus:  Die Pianistin Seung-Yeun Huh.

Musik fürs Beethoven-Haus: Die Pianistin Seung-Yeun Huh.

Foto: Beethoven-Haus

Bonn. Nachdem das Beethoven-Haus am Donnerstag einen rabenschwarzen Tag durchleiden musste, als ein unbekannter Konkurrent im Londoner Auktionshaus Sotheby''s die mit immerhin zwei Millionen Euro ausgestatteten Bonner Bieter bei der Ersteigerung einer sehr wertvollen Kopisten-Abschrift der neunten Sinfonie abgehängt hatte, war am Tag drauf Erfreulicheres zu vermelden.

Am Freitag wurde die von Martella Gutiérrez-Denhoff und Ursula Timmer zusammengestellte neue Konzertsaison des Beethoven-Hauses vorgestellt, und das Publikum darf wieder mit einer Fülle ungewöhnlicher Konzerte rechnen, die mit viel künstlerischer Kreativität zusammengestellt wurden.

Dass die Macherinnen mit ihren ebenso bunten wie oft mutigen Programmen auf dem richtigen Weg sind, zeigt die Bilanz der vergangenen Saison, deren Auslastung bei 80 Prozent lag. Andreas Eckhardt, Direktor des Beethoven-Hauses, ist mit diesem Ergebnis jedenfalls "sehr zufrieden". Möglich ist das alles freilich nur durch eine Liste spendabler Förderer, die von der Kulturstiftung der Deutschen Bank angeführt wird.

Mit seinem Klaviersommer, der in diesem Jahr beginnend mit dem 22. Juli an fünf aufeinanderfolgenden Dienstagen stattfindet, hat das Beethoven-Haus mittlerweile eine schöne Tradition eingerichtet. "Wir haben diesmal kein spezielles Motto vorgegeben", sagte Martella Gutiérrez-Denhoff, "die Pianisten sollten einfach ihre Lieblingsstücke präsentieren."

Tatsächlich haben die von Künstlern der jüngeren Generation bestrittenen Programme zum Teil Wunschkonzertcharakter, was auch Sinn macht. Denn die Reihe ist ja auch Teil des populären "Bonner Sommer"-Programms. So möchte Victor Emanuel von Monteton unter anderem mit Beethovens "Mondschein-Sonate" und einigen Préludes von Rachmaninow gefallen, Alexander Zolotarev bezaubert mit Chopin und Schumann und Seung-Yeun Huh mit Mozart und Liszt.

Herzstück der nächsten Saison im Kammermusiksaal ist ein Antonin Dvorak gewidmeter Zyklus. Im nächsten Jahr gedenkt die Musikwelt des Komponisten zum 100. Todestag. Hier allerdings verzichtet man auf die bekanntesten kammermusikalischen Reißer des Komponisten.

Statt des "Dumky"-Trios und des "Amerikanischen" Streichquartetts gibt es eine Fülle anderer lohnender Werke von Dvorak selbst, aber auch von seinem Schwiegersohn Josef Suk, seinem Schüler Victor Novák und seinem Freund und Förderer Johannes Brahms. Die vier Kammerkonzerte werden unter anderem vom Prazák-Quartett und dem Prager Guarneri Trio bestritten, und man kann sie als eigenes Abonnement ordern.

Ein schöner Akzent ist freilich auch, dass in einigen Konzerten die Arbeit der Bonner Beethoven-Forscher gleichsam hörbar gemacht werden kann. Als besonderers Highlight erklingt das vierte Klavierkonzert Beethovens in einer eigenhändig arrangierten kammermusikalischen Fassung des Komponisten, basierend auf der Erstveröffentlichung durch den Beethoven-Archiv-Wissenschaftler Hans-Werner Küthen.

Die Ausführenden sind das Vilnius Streichquartett und die Pianistin Muza Rubacktyé. Das Konzert ist zugleich die Eröffnung der in der kommenden Saison fortgesetzten Reihe "Beethoven international".

Natürlich kommt im Beethoven-Haus auch die neue Musik wieder ausführlich zu Wort. Vertreten sind mit György Ligeti, Wolfgang Rihm und Thomas Adés bedeutende Protagonisten sämtlicher Komponisten-Generationen heutiger Musik. Und die Reihe "Aspekte" bietet wieder Raum für improvisierte Musik. Unter anderem kommt wieder einmal die Jazz-Pianistin Aki Takase nach Bonn.

Auch für Kinder gibt es wieder ein spannendes Programm, darunter auch ein spezielles Angebot für Schulen. Im Oktober können sich Grundschulklassen an dem Programm "Ludwig van . . .: Der Feuertrunkne" erfreuen.

Das Programm des diesjährigen Konzerts zum Tauftag Beethovens könnte man als Trauerarbeit über das Verschwinden des Beethoven-Maunskripts ins Nirwana eines Tresors irgendwo auf dieser Welt bezeichnen: Andreas Grau und Götz Schumacher spielen am 17. Dezember die neunte Sinfonie auf zwei Klavieren.

Karten unter anderem in den Zweigstellen des General-Anzeigers. Infos: www.beethoven-haus-bonn.de.

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