Lieder voller Melancholie, Hoffnung und Schmerz

Cilla Grossmeyer und Zvi Semel zeichnen breites Musikpanorama aus Israel im Haus Menden

  Folklore aus Israel:  Anke Riefers heißt Sopranistin Cilla Grossmeyer und ihren Pianisten Zvi Semel im Haus Menden willkommen.

Folklore aus Israel: Anke Riefers heißt Sopranistin Cilla Grossmeyer und ihren Pianisten Zvi Semel im Haus Menden willkommen.

Foto: Arndt

Sankt Augustin. "Weil es mir gut geht, deshalb singe ich." Das Lied von Mark Lavry ("Kach tov li") ist für sie mehr als nur ein schönes, folkloristisches Lied aus Israel. Für Cilla Grossmeyer ist es ein persönliches Bekenntnis. Und dazu noch eines, das sich "ganz von selber singt."

Die in Deutschland geborene, renommierte israelische Sopranistin hatte sich dieses Lied als einen besonderen Wunschtitel innerhalb ihres Konzertes im Haus Menden selbst geschenkt. Für ihren Auftritt hatte sie auf Einladung des Augustiner Freundeskreises Mewasseret Zion "Klassik und Folklore in Jiddisch, Ladino und Hebräisch" zusammengestellt.

Gemeint war ernste und unterhaltsame Vokalmusik aus dem israelischen Kulturkreis - die Bezeichnung "Klassik" verstand sich hier weniger im musikgeschichtlichen Sinne. Beide Strömungen jedenfalls erfuhren in den Interpretationen Grossmeyers einen ganz innigen, fast intimen Zugang.

Mit ergreifend-sensibler Stimmführung und anpassungsfähiger Begleitung gestalteten Grossmeyer und Pianist Zvi Semel das bekannte "Ponar", das der heute 72-jährige Alexander Tamir, zugleich ehemaliger Klavierlehrer Semels, als Elfjähriger im Ghetto komponiert hat.

Das Stück gehörte in eine nahegehende Reihe aus "Liedern aus dem Ghetto" zum Gedenken an den Holocaust, die neben Wiegen-, Hochzeits- und Liebesliedern in Ladino standen. Damit zeichneten Grossmeyer und Semel ein ganz besonders breites Musikpanorama aus Israel voller Melancholie und Heiterkeit, Hoffnung und Schmerz.

Gegenüber Jiddisch und Hebräisch war Ladino für viele Zuhörer sicherlich eine weniger bekannte Sprache. Sie wurde bereits, so klärte die Sängerin auf, von den Juden im Spanien des 14. und 15. Jahrhunderts gesprochen.

Dort habe sich die jüdische Kultur isoliert erhalten und wohl auch nahezu einflusslos weiterentwickeln können, so dass sie dort noch heute als Sprache der Synagogen gepflegt werde. Innerhalb des Mendener Programms bildeten sie eine stimmungsvolle Facette des israelischen Klangbildes, das sicherlich auch dem Wunsch der Vorsitzenden des Freundeskreises Mewassert Zion, Anke Riefers, entsprach, "noch mehr Verständnis für israelische Kultur zu erzeugen und das Interesse daran zu vertiefen".

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