Theater Uhu in der Brotfabrik Lieben und Leiden mit Platonov

Beuel · Irgendwo in der russischen Provinz, irgendwann im Jahr 1880, ist das Leben auch nicht mehr, was es früher einmal war. Meint zumindest der heruntergekommene Dorfschullehrer Platonov (Wolfgang Bansemer-Hoffmann), Held der Komödie von Anton Tschechow,

Das Theater Uhu um Volker Maria Engel (Regie) und Sandra Van Slooten (Dramaturgie) zeigte das Stück jetzt in der Brotfabrik - und erneut am 8. und 9. Oktober sowie am 5. und 6. November. Wer immer also Sinn für absurde Komik und russische Schwermut mit einem Schuss Ironie hat, sollte sich einen dieser Abende freihalten.

Denn genau das Lebensgefühl bringt die Inszenierung zum Ausdruck. Zumal Kostüme und Bühnenbild den Eindruck erwecken, sich mitten in einem grotesken Traum zu befinden. Spannend, ob es Platonov gelingen wird, seine Liebschaften bis zum Ende sauber zu trennen.

Das dürfte allerdings nicht ganz einfach werden. Denn seinem Sarkasmus, den mitunter abrupten Wechseln zwischen Melancholie und Lebenslust kann keine der Frauen im Ort widerstehen. Noch, dass sie es wollten: weder die Gutsbesitzerin Maria (Marion van Slooten), die ihm alles durchgehen lässt, noch die Generalswitwe Anna zwischen Leidenschaft und Grandezza (Christiane Goepel) und schon gar nicht die gutmütige Ehefrau Sascha (Elsa Bleeck).

Während Sofia (Monika Stölting) gern einen besseren Menschen aus Platonov gemacht und dafür sogar ihren frisch angetrauten Ehemann verlassen hätte. Doch diese Flucht bleibt im Morast stecken, ebenso wie es Platonovs Widersachern ergeht. Denn dieser Abend gehört den Frauen. Glücklich macht die Liebe keine von ihnen. Aber um das zu sehen, geht auch niemand ins Theater. Dagegen geistreiche Unterhaltung und ein wohliger Grusel ... das passt schon.

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