WCCB-Stück wird abgesetzt Letzter Vorhang für "Bonnopoly"

Bonn · Das Stück "Bonnopoly. Das WCCB, die Stadt und ihr Ausverkauf" war wie gemacht für die Stadt Bonn und ihr Stadttheater. Mit mehr als 10.000 Besuchern war das Stück ein voller Erfolg. Ein "Nachruf" von Thomas Kliemann.

Ein Stück wie gemacht für diese Stadt und ihr Stadttheater, hochpolitisch, böse, temporeich, mit einer satten, locker vorgetragenen Faktenflut über den größten Bauskandal Bonns: „Bonnopoly. Das WCCB, die Stadt und ihr Ausverkauf“ von Volker Lösch und Ulf Schmidt ließ die Protagonisten der Farce rund um das Bonner Konferenzzentrum im Schlamm waten, bäuchlings untergehen.

Künstlerisch wurden einige Mängel festgestellt, doch das Stück war ein Erfolg: 29 Vorstellungen vor 10.762 Besuchern, das entspricht einer Auslastung von 92,34 Prozent.

Der reale Skandal ist noch nicht auserzählt

Dass nach der Aufführung vom 30. Juni der letzten Vorhang fiel und es für die nächste Spielzeit nicht mehr vorgesehen ist, dürfte mancher Theaterfreund bedauern, ist doch der reale WCCB-Skandal noch nicht auserzählt. Wiederholt wurde die derbe, respektlose Politsatire aktualisiert. Auf der Bühne werden wir nun wohl zum Beispiel nicht erfahren, wie es mit der Ex-Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann weiterging.

Über die Gründe der Absetzung wurde spekuliert. Politischer Druck gegen „Nestbeschmutzung“? Kritiker hatten „Bonnopoly“ als „erbärmliches Agitprop- Theater“ und als „grandioses Eigentor“ der Bonner Bühne bezeichnet. Ansonsten fast nur positive Kritiken, etwa in der „Süddeutschen“: „Schauspieldirektorin Nicola Bramkamp und ihr Team, deren Theaterarbeit aufgrund massiver Kürzungen bereits eingeschränkt werden musste, nehmen die ewige Rede vom Theater als Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung wörtlich.“

Hygienischer Schlamm

Generalintendant Bernhard Helmich lacht, als er von einem politischen Druck hört: „Dann hätten wir gleich die Premiere von 'Bonnopoly' absagen müssen.“ Die Gründe für die Absetzung des auf Recherchen des General-Anzeigers basierenden Politstücks sind eher banal: In erster Linie seien es technische Gründe, der hohe Arbeitsaufwand und die Logistik, erläutert der Bühnenchef.

Ein zentrales Problem sei der Schlamm gewesen, in dem sich die WCCB-Protagonisten tummelten. Um den frisch und hygienisch zu halten, musste er immer ausgetauscht werden. Kein Kostenproblem, denn das nachgefragteste Stück der vergangenen Jahre habe auch viel Geld eingespielt.

Vielleicht werde Volker Lösch erneut ein heißes kommunalpolitisches Thema aufgreifen, orakelt Helmich: In der kommenden Spielzeit bringt Lösch eine Oper und die letzte Theaterproduktion der Saison auf die Bühne. Und was ist, wenn die von Laura Sundermann gespielte Ex-Oberbürgermeisterin verknackt würde? Helmich: „Dann müssten wir das Stück eigentlich doch noch mal spielen.“

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