Turbulente Show Les Ballets Trockadero de Monte Carlo gastiert in der Kölner Philharmonie

Köln · Als in der ausverkauften Kölner Philharmonie die Lichter erlöschen und aus dem dunklen Bühnenraum eine mit russischem Akzent sprechende Off-Stimme "Cocoria Chanelsky" für ihre wunderbaren Kostüme lobt, da ahnt man schon, dass das kein Abend für Ballett-Puristen werden wird.

 Sterbender Schwan in der Mauser: Paul Ghiselin begeistert in Les Ballets Trockadero de Monte Carlo.

Sterbender Schwan in der Mauser: Paul Ghiselin begeistert in Les Ballets Trockadero de Monte Carlo.

Foto: Thomas Brill

Und als dann bei Odette, der Königin der Schwäne, die Brusthaare aus dem Trikot sprießen, da wird das Erwartete zur Gewissheit. Denn in den Tütüs stecken ausnahmslos gut gebaute Kerle, die durch ihre professionelle Ballett-Ausbildung erst gar nicht die Frage aufkommen lassen, ob Männer Spitze tanzen dürfen.

Sie sollten es öfters tun, denkt man unwillkürlich nach Paul Ghiselins fast ausschließlich auf den Zehenspitzen getanztem "sterbendem Schwan". Bewundernswert findet der 51-jährige Tänzer, der in Köln kurzfristig für den verletzten Bernd Burgmaier eingesprungen ist, die Balance zwischen der "Schwerelosigkeit" einer Ballerina und den für die "Trockaderos" typischen ironischen Brechungen klassischer Tanzstile.

Selbst als auch er "dem Affen reichlich Zucker gibt", wenn sein "Schwan" in die Mauser gerät und im Todeskampf noch um Beifall heischt, wirkt das nie lächerlich. Eher wie eine liebevoll-parodistische Hommage auf Lev Ivanov, einen der großen Choreografen der Ballett-Geschichte, der einst Tschaikowskys "Schwanensee" kreiert hatte.

Dann wieder gibt es Momente großer Ernsthaftigkeit im Programm der nun schon seit 40 Jahren um die Welt reisenden Truppe aus New York. Etwa wenn Chase Johnsey ("Sie") und Paolo Cervellera ("Er") Leon Minkus "Don Quixote Pas de deux" nach der Choreografie von Marius Petipa tanzen.

Da merkt man bei jedem Schritt, jeder Bewegung, jedem Sprung, dass sie vom klassischen Ballett bis zum Modern Dance alle Techniken beherrschen.Die schwarzen Trikots mit den darüber drapierten, gleichfarbigen "Faltenröckchen" signalisieren dann den Übergang vom klassischen zum neo-klassischen Tanz.

Mit "Go For Barocco" (Musik: Johann Sebastian Bach) erweisen der Choreograf Peter Anastos und die "Trocks" dem legendären amerikanischen Ballett-Meisters George Balanchine seine Referenz. Ein wahres tänzerisches Feuerwerk in rauschenden Farben (Kostüme: Mike Gonzales) fackeln die 16 Tänzer dann zum Abschluss bei "Paquita" (Musik: Ludwig Minkus) ab.

Bis 4. August. Kölner Philharmonie. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Geschäftsstellen.

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