Komödie im Haus der Springmaus Leerlauf im "Männerhort"

Bonn · Fischer & Jung Theater versucht mit "Männerhort" im Haus der Springmaus vergeblich, den Herrenwitz theatertauglich zu machen.

 Witze unter der Gürtellinie: Szene aus dem Stück "Männerhort" des Fischer & Jung Theaters.

Witze unter der Gürtellinie: Szene aus dem Stück "Männerhort" des Fischer & Jung Theaters.

Foto: Fischer & Theater

Wie es um den geschlechterbasierten Humor im 21. Jahrhundert bestellt ist, war unlängst wieder im Haus der Springmaus zu untersuchen. Das Fischer & Jung Theater spielte „Männerhort“, eine Komödie aus der Feder von Kristof Magnusson, die – ähnlich wie das Ein-Mann-Solo „Caveman“ – überall dort auf dem Planeten Erde funktioniert, wo traditionelle Geschlechterrollen aus der Zeit vor 1968 entweder noch existieren oder gerade reinstalliert werden. Mit anderen Worten: überall.

Die drei Kumpels Lars, Helmut und Erol treffen sich heimlich in ihrem Refugium, einem vergessenen Heizungskeller unter einem Einkaufszentrum. Da ploppen die Verschlussbügel der Bierflaschen, knacken die Häute der Bockwürstchen – und da müffeln die verbrannten Gehirne, wie das Geschwafel der Möchtegern-Machos eindrucksvoll belegt. Bald wird das Trio von Mario, dem Feuerwehrmann der Shopping-Mall, bei einem Kontrollgang entdeckt.

Mario gesellt sich spontan zu der Männerrunde, plagen ihn doch die gleichen Nöte. Obwohl er seine Freundin zuletzt zweimal wöchentlich begattet habe, was Mario „noch artgerechte Haltung“ nennt, habe sie ihn aus der Wohnung geworfen. Bis auf Erol, der die Rolle des kauzigen, trotteligen Sonderlings auszufüllen hat, nächtigt die Männerrunde in ihrem „Männerhort“ – und das bietet genug Raum für reaktionären Humor mit Penislängenvergleich und homophoben Anspielungen auf „Eis am Stiel“-Niveau. Oberprimitiv wird es, als ausführlich über Schamhaare schwadroniert wird.

Viele „Versprecher“ an jenem Abend wirken eingebaut, um von der jämmerlich dünnen Story abzulenken. Als die Handlung vollends im Leerlauf angekommen ist, wird Mario in einem dramaturgischen „Kniff“ als Frau verkleidet, um die Gefährtinnen der „Kellerkinder“ beim Ränkeschmieden im Café zu belauschen. Auch das verpufft im Pointen-Nirwana, und am Ende stehen die Kerle in Unterhosen da und wedeln grinsend mit ihren Bockwürstchen. Auweia.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Aus dem Ressort