Bonn-Beuel Lautenist Raed Khoshaba in der Brotfabrik

BONN · Der bescheiden auftretende Mann in dem dunkelgrauen Anzug verbeugt sich kurz und nimmt freundlich lächelnd auf einem Hocker Platz. In der rechten Hand hält er eine Oud, eine Kurzhalslaute, die von den Mauren nach Andalusien gebracht wurde und als Vorläufer der mittelalterlichen Laute Europas sowie der Gitarre gilt.

Der Iraker Raed Khoshaba ist ein begnadeter Oud-Virtuose, was er in seinem Solokonzert in der Brotfabrik eindrucksvoll unter Beweis stellt. Er entführt die willfährigen Zuhörer in ein zauberhaftes Land.

Khoshaba studierte Laute bei Salem Abdul Karem am Konservatorium von Bagdad. Nach dem Diplom wechselte er zum Studium der Musikwissenschaft an die Universität von Bagdad, den Magistertitel erhielt er dann in Paris. In der Brotfabrik deutet Khoshaba seine Meisterklasse bereits in der eröffnenden Improvisation an.

Es folgt das Stück "Andalous" der Oud-Ikone Jamil Bashir (1921-1977): farbenfroh, dramatisch, ornamental fabulierend. Khoshaba illustriert mit seinem Instrument flirrende Hitze und meditatives Brunnenplätschern in den Köpfen der Zuhörer. Für die mysteriösen wie tänzelnden Tableaux in "Maqam & Samai Rast" greift er zu einer zweiten Laute, die ein dunkleres Klangspektrum anbietet.

Eine Verknüpfung aus Improvisationen und arabischen Traditionals sind die "Assyrischen Geschichten" - sie atmen Aufbruch, Abenteuer und archaische Aura. "Habiba", die "Geliebte", ist eine Eigenkomposition Khoshabas, für die er eine karge, kontemplative Poesie wählt, welcher kurze, eruptive Läufe gegenübergestellt werden. Mit geschlossenen Augen entstehen mühelos betörende Sinneseindrücke, wie auch bei "Ziriab": ein Schluck köstlichen, dampfenden Apfeltees, während sich eine Palme im Quell der Oase spiegelt und eine verführerische Silhouette hinter einem orientalischen Paravent auftaucht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Ein Virtuose mit viel Gefühl
Konzert mit Bruce Liu in der Philharmonie Köln Ein Virtuose mit viel Gefühl
Zum Thema
Aus dem Ressort