Naturschauspiel im Glaszylinder Langen Foundation in Neuss zeigt Werke von Olafur Eliasson

Er färbte Flüsse grün, ließ in der Turbinenhalle der Londoner Tate Modern die Sonne aufgehen oder bescherte New York City vier gigantische Wasserfälle. Olafur Eliasson, Däne mit isländischen Wurzeln, gilt als genialer Regisseur eines faszinierenden Naturtheaters. Für die Langen Foundation (Raketenstation Hombroich) aber wirft er keine Nebelmaschinen an, sondern zeigt eher die leise Seite seiner Interventionskunst.

 Blick in den unteren Ausstellungsraum mit zwei Farbexperimenten und dem Lofoten-Zylinder (vorn links).

Blick in den unteren Ausstellungsraum mit zwei Farbexperimenten und dem Lofoten-Zylinder (vorn links).

Foto: Eliasson/Noshe

Dies passt zur minimalistisch-meditativen Strenge des Museumsbaus von Tadao Ando, und schon im Glasfoyer am flachen See lockt Eliassons "Colour Spiral" als einfach-raffinierter Blickfang. Ohnehin scheinen sich außen und innen in Ados Glasschrein stets zu durchdringen. Man blickt gleichzeitig auf Eliassons bleiches Treibholz und auf die niederrheinische Kargheit, man sieht innen des Künstlers stählerne "Quasi-Backsteinmauer" und außen sein acht Meter hoch aufragendes Riesenkristall.

Die rund 40 Werke aus den letzten 20 Jahren stammen aus der Sammlung von Karen und Christian Boros. Wobei der erfolgreiche Werbeprofi kein Hehl daraus macht, wie schwer er sich mit diesen Arbeiten tat. Den nun von der Hallendecke im Souterrain baumelnden und über den Besucherköpfen kreisenden Ventilator etwa wollte er eigentlich eingepackt unterm Bett liegen lassen, doch irgendwann überzeugt Eliasson eben jeden. Dass der zwischen Berlin und Kopenhagen pendelnde Weltkünstler inzwischen ein rund 90-köpfiges Team aus Designern, Architekten, Technikern und Historikern beschäftigt, ist vielleicht seinen Überwältigungsprojekten anzusehen.

Hier jedoch bleibt das Spektakel ausgesperrt. Der luftig montierte "360 Grad Kompass" oder der prismatisch gebrochene "Orientierungsstern" bannen allein durch ihre filigrane Eleganz. Was nicht heißt, dass die Zaubertruhe ungeöffnet bliebe. Man muss eine Weile warten, bis sich einem das Geheimnis des Spiegels über der gläsernen Beatmungsmaschine erschließt: Letztere pumpt die Polyesterfolie so auf, dass das reflektierende Rund mal konvex, mal konkav ist.

Oft lässt sich der 48-Jährige von gewaltigen Naturphänomenen zu konzentrierten Arbeiten inspirieren. Den gigantischen, durch Ebbe und Flut erzeugten Strudel vor den Lofoten etwa sperrt er in einen mannshohen Glaszylinder. Darin wird das Wasser von der Oberfläche in die Tiefe gesaugt, was dann wie die Windhose eines Tornados aussieht. Verblüffend einfach funktioniert auch seine "Beschreibung einer Reflexion", die gleichwohl dank Lichtquelle, Spiegel und Leinwand anmutig tanzende Fantasiegestalten erzeugt. Farbe und Licht sind in dieser Ausstellung ohnehin Eliassons stärkste Verbündete. Die "Berlin Colour Sphere" hängt wie eine riesige Discokugel im Raum und fleckt dessen Wände so magisch, wie es sonst wohl nur die Fenster der Gedächtniskirche können.

Mit grell-orangem Blick starrt uns ein unentrinnbares Auge an ("Eye see you"), während sich an der gegenüberliegenden Stirnwand eine künstliche Blüte in blendendem Pink öffnet. Und im "Room for all colours" kann man dank einer halbtransparenten Projektionswand faszinierende Stimmungswechsel erleben. Es gibt wohl kaum eine Idee, die Olafur Eliasson und sein Stab nicht umsetzen könnten. Doch angesichts seiner Serie von 42 Gletscherfotos wird klar, dass er die Quelle all seiner Einfälle wohl nie vergessen wird.

Raketenstation Hombroich , Neuss; bis 18. Oktober, täglich 10-18 Uhr. www.langenfoundation.de

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