Klavier-Wunderkind Laetitia Hahn debütiert am Sonntag im Kammermusiksaal

Bonn · Vor ein paar Wochen saß die zehnjährige Laetitia Hahn im Bonner Klavierhaus Klavins am Flügel. Ein ganz normales Mädchen, so schien es, mit kecker Ponyfrisur, einem eher unauffälligen weißen Kleid mit großen Punkten.

 Laetitia Hahn im vergangenen April bei einem Konzert im Beueler Klavierhaus Klavins.

Laetitia Hahn im vergangenen April bei einem Konzert im Beueler Klavierhaus Klavins.

Foto: Max Malsch

Bei Klavins hat man häufiger Gelegenheit, Kindern bei ihren ersten Auftritten zuzuhören. Doch in Laetitias Fall war alles ein wenig anders, was spätestens klar wurde, als sie die ersten Akkorde aus Ludwig van Beethovens Sonate "Pathétique" in die Tasten wuchtete und in dem der langsamen Einleitung folgenden Allegro souverän davongaloppierte. Ganz erstaunlich, wie die Tiefe des Ausdrucks und die Virtuosität ihres Spiels miteinander harmonieren. Man kann sich diesen Auftritt auf Youtube im Internet anschauen.

Laetitia, die schon drei Klassen übersprungen hat, ist hochbegabt - ein Wunderkind, wie man so sagt. Am Sonntag kommt die in Düsseldorf geborene und heute in Velbert lebende Jungpianistin wieder einmal nach Bonn. Im Rahmen der 19. Kachelsteiner Kulturtage gibt sie um 17 Uhr ihr Debüt im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses mit einem pianistisch anspruchsvollen Soloprogramm. Neben der "Pathétique", die sie dann erneut spielen wird, hat sie Werke aus allen Epochen von Johann Sebastian Bach über Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Liszt bis hin zu Sergej Prokofjew vorbereitet.

Wie bei allen Wunderkindern gibt es auch aus der frühesten Jugend Laetitias Erstaunliches zu berichten. So soll sie bereits als Zweijährige ihre Eltern mit kleinen Kompositionen überrascht haben, die sie am Klavier, einem Familienstück, vorspielte. Die Eltern haben selbst nichts mit Musik zu tun, Mutter Annette ist studierte Philosophin, Vater Christian Immobilienberater, was die Suche nach einem geeigneten Lehrer erschwerte: Sie konnten schließlich nicht auf ein Netzwerk zurückgreifen. Die erste Lehrerin traute Laetitia weniger zu, als sie konnte. Doch dann lief alles glatt: Mit acht Jahren bestand sie die Aufnahmeprüfung als Jungstudentin an der Düsseldorfer Musikhochschule. Darüber hinaus fährt sie regelmäßig zu Heribert Koch nach Langerwehe. "Laetitias Talent ist auch im internationalen Vergleich herausragend", sagte er in der vergangenen Woche den Aachener Nachrichten.

Im Dezember vergangenen Jahres war Laetitia mit ihrem vierjährigen Bruder in Stefan Raabs "TV Total" zu Gast. Der kleine Philip, der am Klavier auch schon bemerkenswerte Dinge vollbringt, plauderte ein bisschen aus dem Nähkästchen. Wie lange er denn übe, wollte Raab wissen. "Ich eine halbe Stunde und sie, bis sie es kann", erklärte er dem Moderator.

Tatsächlich sind es nach Auskunft ihrer Eltern gut drei Stunden, die Laetitia täglich am Klavier verbringt. Natürlich hat sie schon etliche Preise gewonnen, trat nicht nur bei Raab, sondern auch in Markus Lanz' Talkshow auf, spielte schon in bedeutenden Konzertsälen wie der Essener Philharmonie und dem Leipziger Gewandhaus.

Das Wunderkind-Dasein ist zwar nicht Voraussetzung für eine Karriere im klassischen Musikbetrieb, kann später hilfreich, aber auch lästig sein. Es gibt auch unter Musikern viele, die es sehr kritisch sehen, wenn hochbegabte Kinder professionell vermarktet werden. Die Pianistin Mitsuko Uchida etwa argumentiert, man würde sich ja auch nicht von einem zehnjährigen Anwalt vor Gericht vertreten lassen. Für Laetitia lassen die Eltern die Marketingmaschine eher vorsichtig laufen. Einen Manager jedenfalls haben sie noch nicht eingeschaltet.

Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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