Oper Bonn "La Curva" von und mit Israel Galván

Bonn · Israel Galván gilt als bedeutendster Erneuerer des Flamenco. Neben den Freunden der beliebten Reihe "Highlights des internationalen Tanzes" füllten auch etliche Fans jener traditionellen andalusischen Tanz- und Musikform am Freitagabend das fast ausverkaufte Bonner Opernhaus.

Der 1973 in Sevilla geborene Choreograph und Tänzer Galván reduziert den Flamenco jedoch auf seine Essenz und befreit ihn von allen romantischen Folklore-Momenten.

Er lässt den Boden unter seinen Absätzen vibrieren, präsentiert komplizierte rhythmische Figuren absolut pur und macht seinen ganzen Körper zum Klanginstrument. Seine Hände klatschen auf seiner gelben Lederjacke rasende Wirbel, seine Füße steppen den Klang von Kastagnetten herbei. Bis er lässig die Kurve kriegt und - eine Mischung aus elegantem Dandy und stolzem Toreador - ganz banal nach einem Taxi ruft.

"La Curva" heißt sein 2010 am renommierten Théâtre de Vidy Lausanne uraufgeführtes Stück, mit dem er demnächst in New York gastiert. "La Courbe" hieß das kleine Pariser Theater, in dem Galváns Vorbild Vicente Escudero vor 90 Jahren experimentierte mit Kombinationen von Flamenco und Jazz-Dance. Galván nimmt diesen Ansatz auf und lässt die in New York lebende Schweizer Pianistin Sylvie Courvoisier an ihrem präparierten Flügel in die Tasten und Saiten greifen.

Ein Urgestein des Cante Jondo ist Inés Bacán, die wie festgewurzelt auf ihrem Stuhl die ursprüngliche Rauheit des Flamenco-Gesangs eindrucksvoll zelebriert, während der mit ihr am Tisch sitzende Compás-Virtuose Bobote (José Jimenéz Santiago) mit seinen Händen den Takt klatscht und schlägt. Wie ein altes Paar aus einer früheren Welt begleiten die beiden den jüngeren Flamenco-Revolutionär, der ihnen den Tisch wegzieht, darauf ein aggressiv maskulines Solo hinlegt und schließlich auch die Pyramide aus hölzernen Stühlen umkippt.

Am Ende tanzt Galván ein fast zärtliches Duett mit dem väterlichen Bobote. Die Versöhnung zwischen Tradition und Moderne ist möglich. Das Publikum belohnte die vier Künstler nach gut 75 Minuten mit langem, sehr lebendigem Applaus.

Am 16.April folgt als nächstes "Highlight des internationalen Tanzes" die Compagnie "Danza Contemporánea de Cuba" aus Havanna.

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