Theater in Bonn Kulturausschuss rügt scheidenden Generalintendanten Klaus Weise

BONN · Eine Chronik über seine Intendanz am Bonner Theater von 2003 bis zum Ende der laufenden Spielzeit will Klaus Weise herausgeben. Eigentlich ein üblicher Vorgang im deutschen Bühnenalltag. Doch das Anliegen des scheidenden Generalintendanten sorgte im Kulturausschuss für eine heftige Debatte.

Es geht um rund 23.000 Euro, die das Theater allein für die grafische Gestaltung der Chronik durch eine Firma ausgeben wollte. Eine ähnliche Summe wäre für den Druck hinzugekommen. Das fanden die meisten Kulturpolitiker angesichts der schwierigen städtischen Haushaltslage unangemessen.

Das Thema hatte zuvor den Bau- und Vergabeausschuss beschäftigt. Weise kann zwar seinem Intendantenvertrag zufolge frei über sein Theaterbudget verfügen, muss aber bei Ausgaben ab 10.000 Euro Höhe den Vergabeausschuss in Kenntnis setzen, erklärte Stefanie Zießnitz vom städtischen Presseamt. Die Mitglieder des Vergabeausschusses fühlten sich allerdings für das Anliegen nicht recht zuständig und verwiesen die Vorlage in den Kulturausschuss.

Dort war man, so hieß es später, über die Höhe der Grafikkosten der Chronik nicht nur erstaunt, sondern auch verärgert. Nahezu einvernehmlich, lediglich gegen die Stimmen der FDP und zwei aus der CDU-Fraktion, gaben die Mitglieder eine Erklärung ab, in der sie Weises Vorgehen ausdrücklich missbilligen.

"Der Kulturausschuss hat angesichts der finanziellen Situation der Stadt und des Kulturbereichs kein Verständnis für den vorgesehenen Grafikauftrag, dies auch nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Einsparerfordernisse beim Theater Bonn ab der kommenden Spielzeit", lautet die Erklärung. Hintergrund: 3,5 Millionen Euro muss das Theater in den nächsten Jahren sparen. Grund für Weise zu gehen.

"In Zeiten des Spardiktats sind solche Ausgaben nicht mehr zu billigen", meinte Kulturausschussmitglied Herbert Kaupert (CDU). "Das ist doch vor allem den Sportvereinen überhaupt nicht zu vermitteln." Auch SPD-Kulturexpertin Erika Cochè ist sauer, dass im Theater das Geld offensichtlich so locker sitzt. In einer Zeit, wo viele Mitarbeiter um ihre Zukunft bangen müssten. "Das geht doch sicher viel preiswerter", glaubt sie.

Mit solchen Reaktionen hat der Ausschussvorsitzende Heinz-Helmich van Schewick (CDU) gerechnet. "Ich bin unglücklich", sagte er, "weil der ganze Vorgang die Kultur mal wieder ins schlechte Licht rückt. Das hat sie nicht verdient." Es sei in Ordnung, dass Weise eine Chronik herausgebe, das hätten seine Vorgänger auch getan. Die Summe irritiere ihn aber auch, sagte van Schewick. "Mir wäre lieber gewesen, das Theater hätte dies intern geregelt."

Das wird Theatersprecherin Helga Haase zufolge jetzt auch geschehen. Die Vorlage wurde zurückgezogen, die Chronik soll vorwiegend mit Bordmitteln gestaltet werden. Und das wird wohl deutlich billiger. Die Gesamtkosten liegen nun bei 25.000 Euro, wobei allein etwa 20.000 Euro für den Druck veranschlagt werden. Es sollen 2000 bis 3000 Exemplare gedruckt und für rund 18 Euro verkauft werden.

Zusätzlich sucht das Theater nach einem Sponsor für die Chronik. "Es geht ja nicht nur um die Arbeit des Intendanten, die darin dokumentiert wird", verteidigt Haase das Werk. Darin vorkommen sollen auch alle Schauspieler und Sänger, von denen viele nach Ende dieser Spielzeit nicht zuletzt auch wegen des Kostendrucks ohne Vertrag seien.

Das Theaterbudget:
Der künftige Generalintendant Bernhard Helmich wird ab Sommer 2013 etwas weniger Geld ausgeben können als sein Vorgänger Klaus Weise: In der laufenden Spielzeit 2012/2013 zahlt die Stadt Bonn für Oper und Schauspiel knapp 30 Millionen Euro. Auf Beschluss des Rates muss der neue Theater-Chef allerdings die Ausgaben kürzen und hat deshalb für die nächste Spielzeit knapp 28 Millionen Euro zur Verfügung.

Bis zum Jahr 2017 verharrt der Transferbetrag in etwa bei dieser Summe - mit leicht steigender Tendenz. Fallen die Tarifkostensteigerungen, die von der Stadtverwaltung getragen werden müssen, höher aus als prognostiziert, wird der vertraglich zugesicherte Theaterzuschuss stärker steigen als bisher vorgesehen.

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