Kraftvoll, spannend, opulent - Drei Konzerte in Bonn

Der Endenicher Musikclub Harmonie wurde zum "Rockpalast": Für seine gleichnamige Sendereihe nahm der WDR das Konzert der Band Little Caesar aus Los Angeles auf. Die fünf Kalifornier zählen zu den führenden Gruppen des sogenannten Glam-Rock.

Kraftvoll, spannend, opulent - Drei Konzerte in Bonn
Foto: Wolfgang Schneider

Harmonie. Der Endenicher Musikclub Harmonie wurde zum "Rockpalast": Für seine gleichnamige Sendereihe nahm der WDR das Konzert der Band Little Caesar aus Los Angeles auf. Die fünf Kalifornier zählen zu den führenden Gruppen des sogenannten Glam-Rock.

Der markige Rock der 1987 gegründeten Gruppe hat trotz einer gut 15-jährigen Kreativpause kaum gelitten, wie der fulminante Auftritt im Lichtergewitter überzeugend belegte. Auch ohne ihren Riffmaster Apache, aber ansonsten in Originalbesetzung, lieferte die Band ein reifes Konzert ab. Der erste Titel auf ihrem aktuellen Album "Redemption", "Same Old Story", ist Programm und bezeugt zugleich, dass Little Caesar nichts verlernt haben.

Frontmann Ron Young überzeugte durch seinen kraftvollen Gesang, den Loren Molinare und Joey Brasler an ihren Gitarren, Fidel Paniagua am Bass und Tom Morris am Schlagzeug druckvoll begleiteten. Die California-Boys brennen nach wie vor. Und sie schaffen es mühelos, das Publikum in Stimmung zu versetzen.

Schumannhaus. Einen idealen Rahmen bot das Schumannhaus für das sechste Hauskonzert des Beethovenorchesters. Die Sängerin Susanna Frank und ihr Pianisten Hedayet Djeddikar hatten ein spannungsvolles Programm zusammengestellt, das für die intime Stimmung im ersten Stock der Musikbücherei geradezu geschaffen war.Die beiden Musiker bewegten sich dabei durchweg in romantischen Gefilden, doch streiften sie dabei sehr verschiedenartige stilistische Bereiche. Von der atmosphärisch dichten Tristesse der nach Gedichten von Nicolaus Lehnau komponierten Lieder op. 90 von Robert Schumann über die bukolische Raffinesse des Zyklus Poème d'un Jour Gabriel Faurés bis hin zu den aufwühlenden Vier Liedern op. 2 von Arnold Schönberg spannten sie einen weiten Bogen.

Welche Gegensätze Frank mit ihrer wandlungsfähigen Stimme auf kleinstem Raum zu gestalten vermochte, zeigte sie eindrucksvoll mit "Ich hab ein glühend Messer" aus den komplett gesungenen Liedern eines fahrenden Gesellen von Gustav Mahler. Auch die vier Lieder aus den "Sechs einfachen Liedern" von Erich Korngold, die Frank facetten- und farbenreich sang, zogen die Zuhörer ebenso wie der sehr elegant und subtil gesungene dreiteilige Minizyklus Faurés in ihren Bann. Dazu trug ganz besonders auch Hedayet Djeddikar bei, der sich nicht nur als ungeheuer versierter Liedbegleiter zeigte, sondern auch äußerst feinsinnig und akkurat agierte.

Beethovenhalle. Wer heimlich auf die jüngste Repertoire-Erweiterung des Musikkorps der Bundeswehr gewartet hatte, sah sich enttäuscht. Kein "Smoke On The Water" beim Benefizkonzert des ehemaligen Stabsmusikkorps in der bestens besuchten Bonner Beethovenhalle.Dafür gab's im zweiten Teil des Programms die Premiere einer zivil-militärischen Kooperation, eine Symbiose aus Bonner Jazzchor und Big Band beziehungsweise sinfonischem Blasorchester. Zu hören waren in swingenden Arrangements "I Can't Believe That You're In Love With Me" und "Almost Like Being In Love".

Beim "Hallelujah" aus Händels "Messiah" musste man zwar auf die stimmlichen Aufschwünge in heikle Höhen verzichten, dafür groovte es umso heißblütig. Die Laiensängerinnen und -sänger des unter der Leitung von Sascha Cohn stehenden Bonner Jazzchors gaben sich beweglich und anpassungsfähig. Zuvor waren sie a cappella zu hören mit deutschem Liedgut in ansprechend verfremdender Bearbeitung.

Vor der Pause war das Musikkorps unter Walter Ratzek klangopulent aufgetreten. Glanzstücke waren die Symphonie Nr. 2 "A Savannah Symphonie" von Philip Sparke und Ravels "Boléro", der bis zu seiner dissonant aufposaunenden Klimax trotz interessanter Klangfarbenmischungen gewisse Längen nicht verhehlen konnte. Der Erlös des vom Lions Club Bonn ausgerichteten Konzerts geht zu gleichen Teilen an das Soldatenhilfswerk und die Diakonie Bonn, die das Nachbarschaftszentrum auf dem Brüser Berg unterstützen möchte.

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