Beethovenhalle Konzert mit der New-Age-Ikone Deva Premal

BONN · Augen schließen. Tief einatmen. Und ausatmen. Ein Konzert mit der New-Age-Ikone Deva Premal hat seinen eigenen Schaltplan. Zu Beginn ist das wichtigste Mantra überhaupt an der Reihe: Ommm.

Deva Premal ist barfuß und zusammen mit ihrem Lebenspartner, dem englischen Gitarristen und Songwriter Miten, auf die Bühne geschritten. Die 41-Jährige trägt ein intensiv rot leuchtendes Gewand mit goldgestickten Verzierungen. Unterstützt werden Deva und Miten von Manose, einem ganz und gar erstaunlichen Bambusflötisten aus Nepal, und Maneesh de Moor (Synthesizer).

1200 Fans sind in die Beethovenhalle gepilgert, zwei Drittel davon Frauen. Viele Yoga-gestählte Körper lassen sich auf den Stühlen nieder. Die Nachbarin links entledigt sich rasch ihrer weißen Segeltuchschuhe und nimmt den Lotussitz ein. Nach den ersten 35 Minuten mit meditativem Gesang und sphärischen Klängen: Stille.

Glücklicherweise begeht niemand den Fauxpas, zu klatschen. Deva, die schon ab ihrem fünften Lebensjahr täglich das Gayatri Mantra gesungen haben soll, lässt eine volle Minute verstreichen. Dann sagt sie: "Es tut so gut, euch zu hören. Und die Akustik hier ist sehr gut."

Dann wird der Buddha Shakyamuni angerufen ("Om muni muni maha muni svaha"), und das, wie es sich für ein echtes Mantra gehört, ganze 108 Mal. Mitens Song "White Cloud, White Swan" widmet sich danach offenkundig dem Nirvana, und das brasilianische Lied "Illumina" beschäftigt sich mit der Erleuchtung von Mutter Erde.

Nach der Pause wird die nächste Stufe gezündet. Der Song für die Ureinwohner Amerikas ("Shima") lässt das Publikum aufstehen, tanzen, winken, jubeln, schreien. Eine wogende, pulsierende Masse. Ekstase.

Luft holen ist während des Beatles-Klassikers "Here Comes The Sun" möglich, bevor Manose in einer schrägen Blues-Session demonstriert, was man einer Bambusflöte sonst noch entlocken kann. Ovationen. Das Ende in aller Stille, nach 170 Minuten abzüglich Pause. Deva Premal und ihre Gefährten sitzen völlig in sich versunken auf der Bühne.

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