Howard Blake Komponist probt mit der Sinfonia Königswinter für das Beethovenfest

KÖNIGSWINTER · Howard Blake gilt als einer der bedeutendsten lebenden Komponisten Großbritanniens. Sein Repertoire umfasst mehr als 650 Werke. Zu seinem 75. Geburtstag wird die Sinfonia Königswinter im Rahmen des Beethovenfests eines seiner neuen Werke uraufführen, die Symphonie "The Duellists".

 Jeder Ton muss stimmen: Howard Blake (rechts) bei der Probe mit der Sinfonia.

Jeder Ton muss stimmen: Howard Blake (rechts) bei der Probe mit der Sinfonia.

Foto: Frank Homann

Die Proben laufen bereits auf Hochtouren: Stundenlanges Üben steht in den kommenden Wochen noch oft auf der Tagesordnung. Der Meister persönlich steht den Musikern mit Rat und Tat zur Seite und feilt so lange an jedem Akkord, bis alles perfekt sitzt.

Wann haben Sie sich entschieden, dass Musik Ihr Lebensinhalt werden sollte?
Howard Blake: Habe ich nie wirklich. Ich hatte damals eigentlich geplant, nach Oxford zu gehen, denn meine Eltern hielten es für eine grauenvolle Idee, Musik machen zu wollen. "Damit wirst du doch niemals über die Runden kommen", haben sie gesagt. Also entschied ich mich zu studieren. Einer meiner Lehrer hatte jedoch damals Potenzial in mir gesehen und mich auf gut Glück für ein Stipendium bei der Royal Academy of Music vorgeschlagen. Und ich wurde aufgenommen. Ich dachte mir "Okay, dann probierst du das mal, verlieren kannst du ja nicht."

Und wie sind Sie dann später Komponist geworden?
Blake: Musik geschrieben hatte ich damals schon öfter. Mal hier, mal da, kleinere Sachen. Als echten Komponisten habe ich mich aber nicht gesehen, denn zunächst interessierte ich mich mehr für Film. Also wollte ich, nachdem ich die Academy abgeschlossen hatte, etwas mit Film machen. Studieren konnte ich es damals nicht, und so wurde ich Filmvorführer im Kino. Ich hatte ein eigenes kleines Filmprojekt in Angriff genommen, ein Amateurding, und wollte den Soundtrack dafür selbst komponieren. Ich wurde Studiopianist, und das faszinierte mich dann allmählich mehr als das Filmemachen. Ich konnte glücklicherweise auch Kontakte in der Filmbranche knüpfen. So kam es dann, dass mich Bernard Herrmann für die Titelmelodie von "The Avengers" vorschlug. 1963 war ich Filmvorführer. 1965 Studiopianist. Und 1967 komponierte ich auf internationalem Niveau. Das kann ich heute noch immer kaum glauben.

Ihre Karriere im Musikbusiness umfasst mittlerweile mehr als 50 bewegte Jahre. Sie haben viel erlebt. Was ist Ihre schönste Erinnerung?
Blake: Ich habe unglaublich viele schöne Erinnerungen, aber wenn ich mich entscheiden müsste... das wäre Lady Dianas 30. Geburtstag. Ich wurde damals, es war 1991, damit beauftragt, für die Galafeier ein Pianokonzert zu schreiben. Es war eine unglaubliche Ehre, das dann auch selbst vortragen zu dürfen. Gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra vor mehr als 4000 Zuschauern. Anschließend habe ich mich mit Lady Di persönlich auf ein Glas Champagner getroffen. Das war einfach ein unvergessliches Erlebnis.

Wie haben Sie sich - als Privatperson und als Musiker - im Laufe Ihrer Karriere verändert?
Blake: Ich war früher immer ein eher bequemes Kerlchen und nie gut darin, mich selbst zu irgendetwas zu drängen. Ich hatte immer schreckliche Angst, auf die Bühne zu gehen - denn ich dachte einfach nicht, dass ich sonderlich gut sei. Das war der Grund, weshalb ich zu Beginn nur Studioaufnahmen gemacht habe. Aber irgendwann habe ich es hinbekommen, geistig daran zu wachsen. Ich habe das Publikum einfach ausblenden können und wurde offener und gelassener vor Zuhörern.

Gibt es etwas, das Sie in Ihrer Karriere noch gerne tun würden?
Blake: Eine echte, umfassende Symphonie schreiben. Oder eine Oper. Das wäre Neuland für mich.

Welche Ihrer Kompositionen ist Ihr Lieblingsstück?
Blake: Die Filmmusik zu Ridley Scotts "The Duellists". Ridley kam mich extra besuchen, um mich für seinen Film zu gewinnen. Er bewunderte mich damals, stellen Sie sich das mal vor - heute ist das andersherum. Wenn man Glück hat, arbeitet man zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten, und das war hier der Fall. Ich habe mich selten so auf einer Wellenlänge mit einem Produktionsteam gefühlt wie damals bei "The Duellists".

Und "The Snowman", ihr weltweit berühmtestes Werk?
Blake: Für mich ging damit ein Traum in Erfüllung. Denn ich wollte schon immer einmal einen Film machen, der komplett ohne Worte auskam, dessen gesamtes Skript lediglich aus der Musik bestand. Einen Film, bei dem die Musik die Bilder vorgab. Und zu sehen, wie sehr das Lied die Menschen begeistert, wie beliebt es ist, berührt mich sehr.

Wie ist die gemeinsame Arbeit mit der Sinfonia?
Blake: Tobias [van de Locht, Dirigent] und ich kennen uns schon länger, ich habe mich also direkt wohl gefühlt. Und die Königswinterer Musiker kann ich nur loben. Es stimmt zwar noch nicht alles, aber dafür sind Proben ja da. Es macht mir viel Spaß und es ist mir eine Ehre, dass meine Musik beim Beethovenfest aufgeführt wird.

Mal unter Briten: Stimmen die Klischees über Deutsche?
Blake: Sie meinen "fleißig"? Schauen Sie mich doch an - kaum bin ich hier auf deutschem Boden, bin ich fauler alter Engländer rund um die Uhr beschäftigt. (lacht)

Howard-Blake-Festival

Die Sinfonia Königswinter unter der Leitung von Tobias van de Locht wird im Rahmen des Beethoven-Festes am Sonntag, 6. Oktober, um 11 Uhr im Kloster Heisterbach Werke von Howard Blake spielen. Der international preisgekrönte

Violoncellist Benedict Klöckner wird auch mit von der Partie sein. Karten kosten zwölf Euro (ermäßigt acht Euro) und sind an der Tageskasse oder im Vorverkauf (Dollendorfer Bücherstube, Der Buchladen, BFS-Reisen) erhältlich.

Zur Person

Howard Blake (Jahrgang 1938) wuchs in Brighton auf. Im Alter von elf Jahren entdeckte er die Lust am Komponieren. Zu seinen bekanntesten Werken zählen das Stück "Walking in the Air" aus dem Animationsfilm "The Snowman" (1982) sowie der Soundtrack zum Science-Fiction-Film "Flash Gordon" (1980). Er hat mit zahlreichen Größen aus Musik und Film, unter anderem Queen und Ridley Scott, zusammengearbeitet. Am 28. Oktober feiert er seinen 75. Geburtstag.

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