Kulturpolitik Kommunikationschaos im Bonner Theater

BONN · Heinz-Helmich van Schewick wirft Martin Schumacher vor, das Theater schlechtzumachen. "Der Laden muss wieder brummen." Dieser Satz, den Martin Schumacher in Vorfreude auf seinen Generalintendanten-Kandidaten Bernhard Helmich aus Chemnitz gegenüber dem General-Anzeiger fallen ließ, fliegt dem Kulturdezernenten gerade um die Ohren. Am Wochenende entrüsteten sich die Opernfreunde.

Nun wird nachgelegt. Es sei nicht nachzuvollziehen, wie hier das Haus von Schumacher schlechtgemacht werde. "Man hat den Eindruck, als ob es das letzte Haus sei", sagte Heinz-Helmich van Schewick, der Vorsitzende des Kulturausschusses im Bonner Rat, gestern dieser Zeitung: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass man das Theater so niedermacht."

Schumacher suggeriere, dass das Theater nicht gut laufe und durch den neuen Chef dann wieder zum Brummen gebracht werde. "Es geht hier doch nicht um einen Hit-Markt oder eine Disko", regt van Schewick sich auf. Der CDU-Politiker, der sich offen als Fan des amtierenden Generalintendanten Klaus Weise bezeichnet, erinnert an die beachtlichen Erfolge des Bonner Theaters.

Erstmals seit längerer Zeit seien die Bonner wieder zum Theatertreffen in Berlin eingeladen worden, mit Thomas Langhoffs Inszenierung von Ibsens "Ein Volksfeind". Außerdem wird Philipp Löhles Auftragswerk für das Theater Bonn "Der Wind macht das Fähnchen" im Juni die Autorentheatertage am Deutschen Theater in Berlin eröffnen.

Das seien Erfolge, die über eine Auslastungsquote von rund 80 Prozent hinaus für das Bonner Theater sprächen, meint van Schewick. Schumachers Äußerung über das Theater wird noch durch das von van Schewick beklagte Kommunikationschaos in der Bonner Kulturverwaltung getoppt: So sei er erst von Schumacher über den favorisierten Theaterchef informiert worden, nachdem Dritte auf den Kulturdezernenten eingewirkt hätten, sagt der Kulturausschussvorsitzende. "Ich sehe da eine gewisse Bringschuld", meinte er, "die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Schumacher ist gestört."

Das seien keine guten Voraussetzungen für die außerplanmäßige Kulturausschuss-Sitzung am Donnerstag, bei der Schumacher seinen Kandidaten vorstellen will, sagt er. Geht es nach dem Dezernenten, soll der Rat gleich anschließend an den Ausschuss den Chemnitzer Helmich durchwinken. Van Schewick rechnet mit Widerstand und Diskussionen, auch er selbst wüsste gerne mehr über die Pläne und die Arbeit des favorisierten Weise-Nachfolgers. Gleichwohl sei "die Sache wohl durch", wie er meinte.

Und doch nahm van Schewick das Thema gestern Abend mit in den Fraktionsarbeitskreis der CDU. Diskutieren will er dort auch eine "interne Lösung" für die Zukunft des Bonner Theaters. Demnach würden ein Verwaltungschef (kein Intendant) für das gesamte Theater sowie ein ihm untergebener Operndirektor intern besetzt - es handele sich dabei um ausgewiesene Fachleute, deren Namen aber jetzt nicht genannt werden sollen -, während man noch einen Theaterchef suchen müsste.

Im Rat mehrheitsfähig sei das Modell einer "internen Lösung" wohl nicht, "aber ich stehe nicht alleine", orakelt van Schewick.

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