Kölner Wallraf-Richartz-Museum zeigt Gemälde der Sammlung Kremer

Holländische Unternehmer und seine Frau haben beeindruckendes Konvolut an Gemälden des niederländischen Goldenen Zeitalters zusammengetragen

Kölner Wallraf-Richartz-Museum zeigt Gemälde der Sammlung Kremer
Foto: Museum

Köln. Man kann es Vermessenheit nennen oder Naivität: Als er zehn Jahre alt ist, sieht George Kremer im Amsterdamer Rijksmuseum Rembrandts Bild "Jüdische Braut" und ist fasziniert. Seitdem träumt er davon, ein Bild des niederländischen Meisters zu besitzen.

Heute gehören gleich vier Rembrandts zur Sammlung Kremer, die nun erstmals komplett in der Ausstellung "Rembrandt, ein Jugendtraum" im Kölner Wallraf-Richartz-Museum zu sehen ist. George und seine Frau Ilone Kremer haben die 48 Gemälde seit 1995, also in gerade einmal 13 Jahren, zusammengetragen.

Ihre Sammlung konzentriert sich ausschließlich auf Hollands Goldenes Zeitalter im 17. Jahrhundert. Die monothematische Orientierung überrascht, sorgt aber für eine Konzentration mit Qualitätsanspruch. Beraten durch den Kunsthändler Robert Noortman, erstehen die Kremers gleich zu Beginn Jacob Adriaensz Backers "Bildnis eines Mannes" aus den 1630er Jahren; ein tonig gehaltenes Porträt eines Mannes mit weißem Kragen aus leichter Untersicht, das vom Bürgerstolz dieser Epoche spricht.

Oder Paulus Moreelses "Schäferin" von 1617, die der Utrechter Maler mit ausgeschnittener Bluse, Strohhut und Stab in der Hand als Venusallegorie darstellt. Was an der Ausstellung zuerst verblüfft, ist die dramatisierte chronologische Hängung. Das Amsterdamer Designbüro concrete hat eine Art stilisiertes Wohnzimmer mit weißen Pappleuchtern und Chesterfieldsofas entworfen. Die Bilder hängen wie am Band gezogen auf einem mit weißen Tüllgardinen verkleideten Wand-Oval.

Kremers Faszination entstand, als er 1994 von einer New Yorker Auktion erfuhr, auf der Bilder des Goldenen Zeitalters angeboten wurden. Der Kaufmann, der mit Öl, Düngemittel und Immobilien ein Vermögen verdient hatte, beschloss, sich seinen Jugendtraum zu erfüllen. Und so kaufte er auch das Gemälde "Alter Mann mit Turban", das Jacques des Rousseaux (1600-1683) zugeschrieben wurde. Ein Porträt, dessen Dreiviertelprofil durch seine Lichtführung auf dem weißgoldenen Kopfschmuck und der rechten Gesichtshälfte fasziniert.

Dass er sich damit seinen ersten Rembrandt erworben hatte, erfuhr er erst später, als das Rembrandt Research Project das Werk zweifelsfrei dem berühmten Maler zuordnete. Später kamen noch drei Kupferstichplatten Rembrandts dazu, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind. Rembrandt steht im Zentrum der Sammlung, die jedoch noch zahlreiche Kleinode von Rang enthält. Allen voran Pieter de Hoochs Gemälde "Ein Mann liest einer Frau einen Brief vor".

Eine häusliche Szene, die jenseits der meisterhaften Lichtführung auch von der neuen Eleganz der holländischen Oberschicht erzählt, die im Kachelboden und dem roten Satinkleid der Frau greifbar wird. Im Gegensatz dazu Michael Sweerts Porträt "Junges Hausmädchen" von 1660, in dem bürgerliche Schlichtheit und Innigkeit dominieren. Mit Porträts, Landschaften, bäuerlichen, historischen und allegorischen Szenen und Stillleben umfasst die Sammlung fast alle Genres und zeigt in ihren späten Erwerbungen immer größere Kennerschaft.

Ob es das fast manieristische Bild "Der Fuchs im Hühnerstall" von Carstian Luyckx ist, Jan Baptist Weenix' italianisierende "Küstenlandschaft mit antiken Ruinen" (1656) oder schließlich Gerrit van Honthorsts "Alte Frau prüft eine Münze vor einer Laterne" (1623), die als Allegorie der Habsucht mit einem dramatischen Helldunkel-Effekt aufwartet. Erst bei der Konzeption der Ausstellung kam offenbar heraus, dass der 58-jährige George Kremer einer jüdischen Familie entstammt, die bis 1935 in Köln gelebt hat und dann vor den Nazis nach Holland fliehen musste. So wird die Ausstellung zwar nicht zu einer Rückkehr, aber letztlich auch zu einem Stück Erinnerung und Wiedergutmachung.

Wallraf-Richartz-Museum, bis 5. Oktober. Di-Fr 10-18 Uhr, Do 10-22 Uhr, Sa, So 11-18 Uhr, Katalog: 34,90 Euro.

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