Otto Sauter auf dem Kunst!Rasen Kölner Trompeter gestaltete einen Richard-Wagner-Abend der besonderen Art

Bonn · Die Festspiele in Bayreuth finden zwar immer zu den Hundstagen, den heißesten Tagen im Jahr statt, aber mit südamerikanischer oder karibischer Lebensfreude bringt man die Musik Richard Wagners schon rein gefühlsmäßig nicht zusammen.

Der Kölner Trompeter Otto Sauter, der auf Einladung des Beethovenfestes am Freitagabend mit seinen aus ganz Europa und Amerika zusammengerufenen Trompeten-Freunden "Ten of the Best" und vielen weiteren erstklassigen Musikern auf dem Kunst!Rasen gastierte, arbeitet hart daran, das zu ändern.

An diesem lauen Spätsommerabend nahm das in Orchesterstärke auftretende Ensemble sein Publikum mit auf eine Reise, die musikalisch in Spanien begann ("Siegfried's Olé in Spain") und nach zweieinhalb Stunden in Brasilien endete ("Parsifal's Trip to Brazil"). Sauter, der ein Virtuose auf der Piccolotrompete ist, nimmt das aktuelle Wagner-Jahr zum Anlass, mit seinen Musikerfreunden bekannte Themen des Bayreuther Meisters ein bisschen aufzupeppen mit Samba, Salsa oder Mambo-Rhythmen. Das Ganze eingebettet in einem Bigband-Sound, der durch seine Trompeten-Dominanz mit brillanter Piccolo-Trompete bis zum sanften Flügelhorn einen ganz eigenen Charakter entwickelt.

Das Wagner-Programm ist natürlich Geschmackssache. Mit dem Original hatte das, was man an diesem Abend hörte, kaum etwas gemeinsam. Der sehnsuchtsvollen Tristan-Klänge oder die unendlich traurige Musik zu "Wotans Abschied" aus der "Walküre" gehen im Original mehr unter die Haut als in Sauters "Bahia on my Mind" und "In the Streets of Harlem".

Gleichwohl hatte das Publikum sein Vergnügen daran, wenn etwa der in Hamburg lehrende New Yorker Jazz-Sänger Ken Norris bravourös zu Klängen aus der Götterdämmerung rappte oder der brasilianische Stimmakrobat Edson Cordeiro den "Hochzeitsmarsch" aus dem Lohengrin in eine heiße Samba verwandelte.

Codeiro, der seit einigen Jahren in Berlin lebt, bewegt seine Stimme innerhalb eines Tonspektrums, das locker vom Bariton bis zum Sopran reicht. Auch stilistisch hat er sich in seiner langen Karriere schon sehr experimentierfreudig gegeben, hat von der Arie der Königin der Nacht bis zum Schlager nichts ausgelassen. Neben den beiden Herren trat auch noch die Hamburger Jazz-Sängerin Ulita Knaus auf, die gekonnt und routiniert ihren Jazz-Gesang beisteuerte.

Die Wagner-Themen waren freilich überwiegend dem Orchester vorbehalten. Sie wirkten wie eine riesige Zitaten-Perlenkette. Die Musiker, neben den drei Sängern und den Trompetern waren noch Gitarren, Percussion, Klavier und Keyboard sowie sechs Streicherinnen am Gelingen beteiligt, hatten daran hörbar Spaß. Nur schade, dass die getragenen Blechbläserklänge zum Parsifal nicht ganz sauber intoniert waren. In der Zugabe ließ man dann Wagner beiseite und spielte "MacArthur Park" mit einem sensationellen Solo des Trompeters Bryan Davis, der den Ton seines Instrumentes in sphärische Höhen schraubte. Das Publikum war begeistert.

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