Konzertante Aufführung Kölner Oper präsentiert großartig besetzte "Fledermaus"

KÖLN · Güldene Bänder schossen zum Finale über die Häupter der Gürzenichmusiker, die für die Premiere einer konzertanten Aufführung der Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauß allesamt auf der Bühne der Oper am Dom Platz genommen hatten.

Rachsüchtige Rosalinde: Simone Kermes in der Kölner Oper am Dom. Im Hintergrund: Das Gürzenich-Orchester.

Rachsüchtige Rosalinde: Simone Kermes in der Kölner Oper am Dom. Im Hintergrund: Das Gürzenich-Orchester.

Foto: Paul Leclaire

Das geriet umso wirkungsvoller, weil der schwarz abgehängte Bühnenraum den Charme einer Lagerhalle ausstrahlte. Aber die wirklich erstklassige musikalische Aufbereitung dieses Operettenhits entsprach einer Gala-Aufführung - und damit einem musikalischen Festakt um den Jahreswechsel.

Gerrit Prießnitz leitete das Orchester, und bereits in der Ouvertüre erfreute manches sehr flexibel gestaltete Detail in diesem Appetitanreger, der rasant durch die wichtigen Themen der Operette eilt. Ein einsames Sofa etablierte die Wohnung der Eisensteins, in der das Hausmädchen Adele für Ordnung sorgt.

Kölns Publikumsliebling Claudia Rohrbach klärte dann auch gleich auf, was konzertant hier heißen sollte: Ein Spiel auf praktisch nackter Bühne, mit wenigen kaum benutzten Notenpulten, dafür aber mit rasanten Auftritten und ausgelassenen Ensembleszenen. Die Personen wurden hier ausgestellt, allesamt in rollentypischen Kostümen.

Eindrucksvolle Roben trug die sächsische Diva Simone Kermes, theoretisch ein Knaller als rachsüchtige Rosalinde mit ungarischem Paprika im Wiener Blut. Aber sie fummelte dann doch häufig im Klavierauszug herum und spielte eher gehemmt ihre vielleicht unvertraute Rolle, die ja abseits ihrer Koloraturerfolge in barocken Meisterwerken und im italienischen Bel Canto liegt.

Dafür zog sie in Rosalindes Cárdás alle Register und verschmolz in ihrer freien Tempogestaltung mit dem Dirigenten. Das erinnerte daran, dass diese Arie einst als Konzertarie komponiert war und so viel kunstvolle Gestaltung tatsächlich verdiente - im Stück wirkte das eher hinderlich.

Ganz simpler Schöngesang verhilft dem Alfred vorbildlich zu einem passenden Charakter, Mirko Roschkowski gab den selbstverliebten Tenor mit ideal lyrischem Schmelz. Sehr präsent und extrem gut zu verstehen war der Dr. Falke des Baritons Miljenko Turk, was bei der großartig singenden Vesselina Kasarova als Prinz Orlofsky auf der Strecke blieb - das schmälerte nicht die erfrischende Ausstrahlung dieser großen Künstlerin.

Ulrich Hielscher als Gefängnisdirektor Frank war natürlich in einer Paraderolle, er spielte jedes getrunkene Champagnerglas aus und polterte dabei mächtig über die Bühne. Zum Walzer forderte er Konzertmeisterin Ursula Maria Berg auf, die drehte einige Runden mit dem ausgelassenen Spaßvogel. Etwas dezenter legte der kurzfristig eingesprungene Johannes Martin Kränzle sein heiteres Spiel an, er intensivierte kontinuierlich die Lebensfreude des Lebemannes Eisenstein. Kränzle wählte eine treffliche Dosierung zwischen Klamauk und großbürgerlicher Parodie.

Der Chor wurde zwangsläufig hinter das Orchester platziert, was ihn natürlich aus dem Stück drängte. Denn der aufmerksame Zuschauer hatte in seiner Fantasie längst sein eigenes Bühnenbild ergänzt - da passte der Chor allerdings nicht hinein. Eher schon der Frosch, gespielt von Burghard Braun, ohne Schrank und ohne Blecheimer - dezent und heiter auf Niveau.

Weitere Vorstellungen am 2. und 4. Januar 2014 um 19.30 Uhr. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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