Kölner Musical Dome zeigt "Vom Geist der Weihnacht"

Zuletzt verbreitete Jim Carrey als 3D-Scrooge eher Gruseln als vorweihnachtliche Harmonie auf der Leinwand. Das ist nun ganz anders bei der deutschen Musical-Adaption von Charles Dickens berühmter Weihnachtsgeschichte "A Christmas Carol" (1843), die vor allem Kinderaugen glänzen machen will.

 "Vom Geist der Weihnacht" mit Sandy Mölling als Engel und Chris Murray als Scrooge (r.) und Ron Holzschuh als Geist.

"Vom Geist der Weihnacht" mit Sandy Mölling als Engel und Chris Murray als Scrooge (r.) und Ron Holzschuh als Geist.

Foto: Thomas Brill

Köln. Zuletzt verbreitete Jim Carrey als 3D-Scrooge eher Gruseln als vorweihnachtliche Harmonie auf der Leinwand. Das ist nun ganz anders bei der deutschen Musical-Adaption von Charles Dickens berühmter Weihnachtsgeschichte "A Christmas Carol" (1843), die vor allem Kinderaugen glänzen machen will.

Seit neun Jahren tourt "Vom Geist der Weihnacht" durch die Republik, erreichte bisher 400 000 Zuschauer. Nach 2002 macht es nun zum zweiten Mal im Kölner Musical-Dome Station. Dickens' Geschichte vom reichen, geizigen, aber einsamen Ebenezer Scrooge, dem sein toter Geschäftspartner Marley als Geist und seine Jugendliebe Bella als Engel erscheinen, um ihn zu bessern, hat nichts von seiner Aktualität verloren.

Damals gemünzt auf die sozialen Missstände im England des 19. Jahrhunderts, wirkt sie heute wie eine Kritik am Neoliberalismus. Da dürfte so manches Auge im Parkett feucht werden, wenn am Ende Liebe, Freundschaft und mitfühlender Unternehmergeist Einkehr halten.

ZusatzLesen Sie dazu auch "Scrooges kleine Schwester kommt auf Bad HonnefLeider schlägt sich die Vielschichtigkeit der literarischen Vorlage weder in der Musik noch in den Songtexten nieder. Dirk Michael Steffans Komposition hört sich an wie ein Weihnachtslied mit 23 Strophen, zu denen er und Michael Tasche "Reim-dich-oder-ich-fress-dich"-Texte geschrieben haben.Die unterfordern selbst die Kleinsten im Publikum. Und man fragt sich verwundert, warum die Produzenten nicht auf das großartige "Scrooge"-Musical von Leslie Bricusse zurückgegriffen haben. Einzig und allein der von Anne Welte und Ensemble wunderbar-witzig dargebotene A-Cappella-Rap "Mr. Fezziwigs Tanz" ist erste Musical-Sahne.

Zum Glück hat man in Iris Limbarth eine Regisseurin gefunden, deren straffe Inszenierung und präzise Schauspielerführung dem doch arg biedern Musical Reize abgewinnt. Mit dem fantasievollen Bühnenbild von Matthias Läßig gelingt es ihr, die Poesie der Vorlage spürbar werden zu lassen.

Vor allem auch, weil Chris Murray (Scrooge) und Ron Holzschuh (Marley) sowohl schauspielerisch wie gesanglich überzeugen. Besonders Murray, der seinen Geizhals wie eine Symbiose aus den Dickens Figuren "Scrooge" und "Faggin" (aus "Oliver Twist") anlegt, brilliert mit seinem verschlagenen Humor.

Dass die Besetzung des Engels mit dem "No Angels"-Mitglied Sandy Mölling eher ein Marketing-Gag ist, wird allerdings schnell klar: selbst Deutschlands innovativste Musical-Regisseurin hat ihr kein Bühnen-Charisma einhauchen können. Dafür gibt es in der Chorus-Line eine Entdeckung zu machen: Peggy Pollow verleiht als Liz dem "Geist der Weihnacht" den erfrischendsten Musical-Kick.

Köln Musical Dome; bis 30. Dezember, täglich außer Montag zu , wechselnden Anfangszeiten. Karten gibt es bei den Geschäftsstellen des GA .

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