Kölner Märchenstunde: Gürzenich-Orchester spielt Strauss

Das jüngste, von Markus Stenz geleitete Gürzenich-Konzert war ein echter Stimmungsaufheller in gegenwärtiger Dezember-Trübheit. Ob das Programm wirklich gezielt als jahreszeitlicher Kontrast geplant war, bleibt dahingestellt, aber ein lichter Grundton war fraglos beabsichtigt.

Köln. Das jüngste, von Markus Stenz geleitete Gürzenich-Konzert war ein echter Stimmungsaufheller in gegenwärtiger Dezember-Trübheit. Ob das Programm wirklich gezielt als jahreszeitlicher Kontrast geplant war, bleibt dahingestellt, aber ein lichter Grundton war fraglos beabsichtigt.

Das im Mittelpunkt stehende Duett-Concertino F-Dur für Klarinette, Fagott, Streicher und Harfe von Richard Strauss ermöglichte zwei Mitgliedern des Gürzenich-Orchesters einen solistischen Auftritt, eine noch auf James Conlon zurückgehende, schöne Tradition. Die Idee für das Strauss-Spätwerk (1947) entsprang einer guten Kameradschaft von Robert Oberaigner und Thomas Jedamzik, wobei die singuläre Instrumentenkombination sicher auch eine Motivation darstellt. Das Concertino bedeutet unstreitig "heile Welt". Nicht von ungefähr bilden zwei Märchen die Inspirationsquelle für das Werk, in welchem sich die Klarinette als Prinzessin, das Fagott als Bär personifizieren.

Deliziös und beredt spielten Robert Oberaigner und Thomas Jedamzik, ein punktgenau aufeinander abgestimmtes Duo. Markus Stenz machte mit jedem Takt hörbar, dass auch das Orchester subtil an der tönenden Märchenerzählung beteiligt ist. Dem Nostalgiker Strauss war der noch in hohem Alter progressive Joseph Haydn mit seiner Sinfonie Nr. 102 vorausgegangen. Man darf sich freuen, dass sich Markus Stenz um diesen wunderbaren Komponisten regelmäßig bemüht.

Das Gürzenich-Orchester schwor sich auf das quirlige, mit vielen Eigenwilligkeiten aufwartende Werk mit spürbarer Lust und Laune ein. Gleichzeitig lockerte es sich für die Anforderungen von Mendelssohns zuletzt gespielter "italienischer" Sinfonie. Von den gestochenen Repetitionsakkorden der Holzbläser bis hin zum messerscharfen Tamburin-Rhythmus des Saltarello klang die Musik leicht, luftig, lächelnd.

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