Köln-Bonner Tanzprojekt endgültig geplatzt

Nicht möglich, Kostenanteil von einer Million Euro aufzubringen - Stadt Bonn muss auf Dauer mit Gastspielbetrieb leben

Köln-Bonner Tanzprojekt endgültig geplatzt
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Bonn. Vor der Sommerpause wurde das bereits für die Spielzeit 2009/2010 avisierte Köln-Bonner Tanzprojekt noch vertagt - jetzt ist es endgültig geplatzt. Das teilte Bonns Kulturdezernent Ludwig Krapf am Montag mit. Damit wird Bonn nach der Abschaffung der Tanzsparte, die mit Beginn dieser Saison wirksam wird, auf Dauer mit einem Gastspielbetrieb leben müssen.

"Es schmerzt mich, das Projekt einer gemeinsamen Tanzcompany Köln-Bonn, in die wir alle viel Hoffnung gesetzt haben, zu den Akten legen zu müssen", kommentierte Krapf das Aus für diese Idee. Es sei jedoch von Anfang an klar gewesen, dass Bonn seinen Beitrag von einer Million Euro pro Jahr nur aufbringen könne, wenn diese Summe nicht zusätzlich im städtischen Etat erscheine.

Tatsächlich spart Bonn durch die Liquidierung der Tanzsparte eben genau diesen Betrag ein. Deshalb hatte Krapf in den vergangenen Monaten immer für eine "intelligente Finanzierung" geworben. Nach Auskunft des Kulturdezernenten hätte man dafür auf Altrücklagen aus dem Theater zurückgreifen können. Doch dieser Weg erwies sich jetzt als Sackgasse. Da es sich dabei um Ausgleichsgelder handelt, braucht Bonn für deren Verwendung die Genehmigung des Bundes. Der zuständige Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM) verweigerte laut Krapf die Zustimmung. Denn das Geld reicht nur für ein paar Jahre.

Eine Anschlussfinanzierung aus eigenen Mitteln indes wollte Bonn nicht, wie vom BKM verlangt, garantieren. Für Köln wiegt die Aufgabe des Projekts sicher noch um einiges schwerer. Denn Bonn wäre sozusagen nur der Juniorpartner geworden. Den größeren finanziellen Anteil hätte mit mehr als zwei Millionen Euro Köln getragen, wo das Ensemble auch hätte angesiedelt werden sollen. Kulturdezernent Georg Quander bedauert die aktuelle Entwicklung denn auch sehr. "Damit verlieren unsere beiden Städte eine große Chance", sagte er auf Anfrage.

Doch er bleibt vorsichtig optimistisch. Obwohl erst vor einem Jahr die Idee eines Rheinschienen-Balletts der Städte Bonn, Köln, Düsseldorf, Duisburg gescheitert war und nun die daraus hervorgegangene Köln-Bonner Allianz, will Quander sich weiterhin für einer eine Tanzcompagnie einsetzen. "Ich würde mir das wünschen", sagte er. Da mit dem Bonner Anteil jedoch auch die für die Kooperation zugesagten Landesmittel entfallen, wird dies jedoch politisch nicht leicht durchzusetzen sein, weiß Quander.

Die Kölner hatten bereits eine Menge Arbeit in das Projekt gesteckt, es war sogar schon mit möglichen Kandidaten verhandelt worden. Unter anderem auch mit dem Stuttgarter Choreographen Christian Spuck, der klassisches Ballett und modernen Tanz miteinander zu verschmelzen sucht. Einige Bonner Kulturpolitiker hatten gelegentlich bemängelt, nicht ausreichend über den Fortgang der Verhandlungen informiert zu werden. "Ich bedaure, dass von den Kulturdezernenten nie ein abgestimmtes Konzept vorgelegt worden ist", kommentierte CDU-Kultursprecher Markus Schuck jetzt das Aus.

Er sieht auch darin einen Grund für das Scheitern des Projekts. Bärbel Richter von der SPD findet es "schade": "Aber ich fürchte, uns sind die Hände gebunden." FDP-Kultursprecherin Barbara Wrany meint, die Kostenbeteiligung wäre ohnehin zu hoch gewesen. "Die Summe haben wir ja eingespart, um den Standard für Oper, Schauspiel und Orchester gewährleisten zu können."

"Wir haben damals eine historische Fehlentscheidung getroffen", wertet Gisela Mengelberg (Bündnis 90/Die Grünen) retrospektiv den Ratsbeschluss zur Abschaffung der Tanzsparte. Um so mehr bedauert sie nun die jüngste Entwicklung. "Ich finde es schrecklich, nur noch ein Zweispartenhaus zu haben. Man kann nicht zugleich ein Festspielhaus wollen und zusehen, wie die Kultur vor Ort den Bach runter geht."

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