Köln-Anatolien hin und zurück

Matti Braun stellt seine Werke im Museum Ludwig aus

Köln-Anatolien hin und zurück
Foto: Museum Ludwig

Köln. Geduldig beantwortet Matti Braun alle Fragen zu seiner neuen Installation "Özurfa".

Ja, die Fischskelette in einer der Vitrinen seien Karpfen; nein, der Silberschmuck für die ausgestopften Tauben sei nicht original, sondern nach seinen Entwürfen gefertigt; ja, die Kupfervitrinen seien eigens für die Ausstellung gebaut worden und nein, die Feuersteine kämen nicht von der Fundstelle in Urfa, sondern die habe er im Kunsthandel erworben.

Urfa, eine Stadt im Südosten Anatoliens, hat Matti Braun in das Zentrum seiner künstlerischen Recherchen gerückt. Eigenwillig und assoziativ ist er bei der Spurensuche vorgegangen, und genauso erscheint die Präsentation des Ergebnisses, eine vielteilige Installation im Projektraum des Museum Ludwig.

Die Fährte für Brauns Entdeckungsreise beginnt eigentlich an seinem Wohnort Köln Ehrenfeld, wo Urfa als Namens-Bestandteil bei etlichen türkischen Imbissen auftaucht. Über die kulinarische Anspielung hinaus - die Küche in diesem Teil Anatoliens gilt als traditionell, schmackhaft und vielseitig - interessieren den Künstler bald weitere mit Urfa verbundene Legenden und Traditionen.

Er reist zwei Mal dorthin und findet steinzeitliche Tempelanlagen, eines der ältesten Kupferabbaugebiete der Welt und eine uralte Taubenzuchttradition. Er begegnet der Geschichte des Scheiterhaufens, der sich in einen Karpfenteich verwandelt, und der Lebensgeschichte von Yilmaz Güney, der durch seinen Film "Yol" zur Kultfigur des türkischen Films wurde.

Die Filmrollen von "Yol" liegen nun in einer von sechs kupfernen Vitrinen im Ausstellungsraum. Zusammen mit anderen Fundstücken bilden sie das erzählerische Netz, das Matti Braun aufgespannt hat.

Tauben, Feuersteine, Fischkelette, antike Glasvasen und Öllampen in den Vitrinen, der Grundriss eines Karpfenteiches am Boden, 20 Fotos an den Wänden und fünf grün leuchtende Neonröhren an der Decke lenken den Blick wie durch ein Kaleidoskop auf immer neue Zusammenhänge.

Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung ist hier nicht gewollt, Erklärungen werden keine gegeben. Im Gegenteil führt Matti Brauns Installation zu weiteren Fragen, manchmal gezielt ins Abseits. In "Öz Urfa", was soviel heißt wie "echt, authentisch Urfa", gibt es viele Wahrheiten. Sie zu finden lohnt sich.

Museum Ludwig, Heinrich-Böll-Platz, Köln, bis 31. August. Di-So 10-18, jeden 1. Freitag im Monat 10-22 Uhr. Das begleitende Künstlerbuch kostet 28 Euro.

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