Christian Ludwig dirigiert das Kölner Kammerorchester Klinisch akkurat und unbeseelt

Köln · Ein Jahr ist es her, dass Christian Ludwig seine Chefposition beim Kölner Kammerorchester beendete, um die Leitung des Gwangju Symphony Orchestra in Südkorea zu übernehmen. Mittlerweile gibt es einen Entscheid für die Zukunft: das Kölner Orchester wird nur noch mit Gastdirigenten arbeiten. Zu ihnen gehört nun auch Ludwig.

Der Übertitel des Donnerstag-Konzertes in der Philharmonie "Bach plus" erinnerte fast symbolisch daran, dass Ludwig in seinen Jahren das Repertoire in Richtung 19. Jahrhundert erweiterte, was nicht jedermann gefiel. Die Gegenüberstellung von Johann Sebastian Bach und Joseph Haydn war eine programmatische Idee, sinnfällig, aber nicht spektakulär.

So beherrschte der immer als ernst und formtüftelnd angesehene Bach auch den galanten Stil, wovon die zweite seiner vier Orchestersuiten besonderes Zeugnis ablegt. Schon die Wahl einer konzertierenden Soloflöte und die Reduktion des Begleitapparates auf Streicher verleiht dem Werk einen durchsichtigen, lichten Charakter.

Ludwig wählte lebendige, forsche Tempi, die bei der populären Badinerie sicher etwas grenzwertig ausfielen. Ingo Nelken brillierte auf seiner Traversflöte, kämpfte mitunter gegen orchestrale Dominanz an.

Den Mittelpunkt des Abends bildeten die von Nikolai Tokarev gespielten Klavierkonzerte, was allerdings nur programmatisch, leider nicht interpretatorisch positiv zu protokollieren ist. Das Orchester lenkte Ludwig reichlich pauschal, manchmal grob. Doch vor allem irritierte das Spiel des Solisten. Es wirkte klinisch akkurat, seltsam unbeseelt.

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