Programm der Bundeskunsthalle 2013 Kleopatra und der Kampf der Avantgarde

BONN · Das laufende Jahr war gut, das kommende Jahr wird besser: Bernhard Spies, kaufmännischer Geschäftsführer der Bundeskunsthalle und seit dem Ausscheiden von Robert Fleck quasi Intendant, zog Bilanz und gab mit Wissenschaftlern des Hauses einen Ausblick auf 2013.

Diva am Ende: Hans Makart malte 1895 den "Tod Kleopatras".

Diva am Ende: Hans Makart malte 1895 den "Tod Kleopatras".

Foto: KAH

Das Jahr startet streng genommen bereits in einem knappen Monat. Denn ab da bis in den April 2013 hinein ist das ehrwürdige British Museum aus London, das erste und größte kulturhistorische Museum der Welt, in Bonn zu Gast. Im Rahmen der Reihe "Die großen Sammlungen" werden "Schätze der Weltkulturen" aus dem sieben Millionen Objekte zählenden Fundus des Museums gezeigt.

Die Bundeskunsthalle probiert 2013 erneut den Spagat zwischen frühen Kulturen und der Gegenwart, zwischen Kontinenten und Kunstgattungen zwischen Kulturgeschichte und Kunstanalyse. Populär soll das Programm sein, anspruchsvoll auch, aber, bitte nicht zu abgehoben, von Relevanz und kritischer Zeitgenossenschaft durchdrungen: Die Forderungen an die Bundeskunsthalle sind seit nunmehr 20 Jahren nicht eben zurückhaltend.

Die Mischung macht's - voraussichtlich auch 2013. Denn beispielsweise in der Sparte Gegenwartskunst werden gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe erwischt: Mit dem "Echoraum" kommen in Zusammenarbeit mit der Hamburger Hochschule für Bildende Künste junge, experimentelle Positionen ins Haus, was man auch über "Kunststudenten stellen aus" sagen kann. Seit 1994 veranstaltet die Bundeskunsthalle diese Leistungsschau bundesdeutscher Kunsthochschulen: Kulturpolitisches Signal und wunderbare Fundgrube zur Kunst in einem.

Spannend dürfte auch "Nur Hier" sein, wo sich der Bund bereits das vierte Mal als Kunstsammler präsentiert - in bester Erinnerung ist "Visite" von 2008. Diesmal durchleuchtet die Schau die Kunstpolitik der letzten Ankaufskommission, die 2006 bis 2011 auf Messen und in Ateliers unterwegs war.

Die spektakulärste kunsthistorische Schau des kommenden Jahres dürfte "Auf den Spuren der Irokesen" werden, die erste ihrer Art überhaupt in Europa, eine Reise von der Prähistorie bis in die Gegenwart. Unübersehbar wird die Irokesen-Schau schon von der B9 sein: Ein Indianer-Langhaus wird inmitten eines Waldes aus Ritual- und Heilpflanzen auf dem Museumsplatz stehen.

Der unerwartete Erfolg des Liebermann-Gartens auf dem Dach der Bundeskunsthalle brachte die Idee auf, auch 2013 Ähnliches zu bieten: Ein "Orientalischer Garten" mit Palmen, Tamarisken, Papyrus, Jasmin und auf dem Wasser treibenden Lotus-Blüten soll die große Ausstellung "Kleopatra. Die ewige Diva" begleiten, eine Schau mit der die Biografie eines Mythos von Elizabeth Taylor bis Madonna probiert werden soll.

Auf das populäre Highlight folgen zwei kulturgeschichtliche Leckerbissen: Ein Ausstellungsporträt der Stadt Florenz als Reise durch 700 Jahre und ein Blick ins Kriegsjahr 1914. Was mit Kunst und Künstlern - die mitunter euphorisiert an die Front zogen - im Ersten Weltkrieg passierte, wird die vielversprechende Schau "1914. Die Avantgarden im Kampf" dokumentieren.

Bilanz der Bundeskunsthalle: "Subventionsskandal von 2007 abgehakt"
Ein schwieriges Kapitel der Bundeskunsthalle ist abgeschlossen: 2011 wurde die letzte Steuerforderung - 350.000 Euro - aus der Zeit vor 2007 überwiesen. Das verhagelte Bernhard Spies zwar die Bilanz, aber "damit ist die Affäre, der Subventionsskandal, abgehakt", sagte er mit Hinweis auf das Missmanagement der damaligen Leitung. "Ich habe nicht geglaubt, dass mich das Thema fünf Jahre beschäftigt", sagte Spies.

Besucherzahlen: Nach dem Dank der Liebermann-Schau und dem Liebermann-Garten erreichten Traumergebnis von 700.000 Besuchern im Jahr 2011 kamen in diesem Jahr bislang 380.000 Besucher. Spies rechnet mit 425.000 Besuchern am Jahresende. Insbesondere die Romy-Schneider-Ausstellung und Pixar seien sehr gut gelaufen, sagte er. Für 2013 rechnet Spies mit einem besseren Ergebnis.

Finanzen: Die Bundeskunsthalle erhält seit Jahren von den Zuwendungsgebern stabil 15,3 Millionen Euro, muss 3 bis 3,5 Millionen selber durch Eintritte, Vermietungen und Kataloge erwirtschaften. 8,4 Millionen fließen in die Ausstellungen. Für Investitionen steht eine Million Euro zur Verfügung, die werden im kommenden Jahr in die Sanierung von Gastronomie und Foyer fließen, die komplette Gestaltung des Museumsplatzes ist 2013 nicht oberste Priorität.

Prognose: Spies erwartet für absehbare Zeit einen stabilen Zuschuss, beziehungsweise hofft auf eine leichte Steigerung, um die Tariferhöhungen auffangen zu können. Zum Thema Berliner Begehrlichkeiten in Richtung Etat der Bundeskunsthalle, etwa durch den Gropius-Bau: Spies sieht keinen Anlass zur Sorge.

Neuer Intendant
Mit einer Entscheidung über die Nachfolge des vorzeitig ausgeschiedenen Intendanten Robert Fleck rechnet Bernhard Spies, kommissarischer Chef der Bundeskunsthalle, noch in diesem Jahr. Eine Findungskommission sei tätig, sagte er, sie sei mit Kennern der Institution besetzt.

Der oder die Neue könnte ab 2014 inhaltlich eingreifen. Das Jahr 2013 sei durchgeplant, meint Spies.

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